http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_10_1904/0026
^=4^> JOSEF. HOFFMANN
hätten dienen sollen, für die Neuanfertigung
historisch berühmter Interieurs verwendet.
So zeigte man der in Paris versammelten
kosmopolitischen Welt abkonterfeite Kunstübungen
aus der Zeit des Rokokos und
des Empire.
Noch aber war damals der Bruch zwischen
Museum und Schule kein vollständiger. Noch
wurde die für Paris bestimmte Kunstschul-
Ausstellung, von Hoffmann gestaltet, in den
Räumen des Museums dem Publikum vorgeführt
; noch bestand damals ein wenn auch
rein äußerlicher Zusammenhang. Auch dieser
letzte Rest verschwand, als die Direktion des
Museums eine Institution ins Leben rief,
welche geeignet war, die vitalsten Interessen
der ihr beigegebenen Schule zu schädigen,
und den Einfluß dieser Kunstwerkstätte auf
öffentliche Kunstübung direkt zu unterbinden.
Direktor von Scala errichtete in seinem
Museum ein Zeichenatelier, in welchem
Muster und Modelle angefertigt werden. Er
stellte zu diesem Zwecke zwei Architekten
und vier oder fünf dekorative Zeichner an,
die er selbstverständlich nicht der Kunstgewerbeschule
entnahm. Dieses Zeichenatelier
versorgte nun nicht nur sämtliche
Kunstgewerbeanstalten der Provinzen mit
Mustern (welche weit davon entfernt sind,
Original-Schöpfungen zu sein), sondern
es wurden auch alle Industriellen und Gewerbetreibenden
eingeladen, sich dieser
Muster unentgeltlich zu bedienen.
Es ist leicht, sich die geschaffene Situation
vorzustellen. Selbstverständlich ist es dem
Gros der Industriellen gleichgültig, ob sie
Bildungen echter oder unechter Zeitkunst
erwerben. Sie nehmen ohne Schwanken die
unentgeltlich gelieferten Muster. Welche
Schädigung hierdurch für Kunst und Künstler
erwächst, braucht nicht gesagt zu werden.
Die Künstler, die vor allem dem Museum
nahestehen, weil sie ja doch von der ihm
beigegebenen Schule ausgebildet wurden,
diese Künstler legt das Museum brach, sucht
ihnen die Wege der Betätigung abzuschneiden
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