Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 10. Band.1904
Seite: 26
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_10_1904/0038
-s^sö> ZUERST DER HOF UND DANN DAS HAUS <^=^

wurde ihr sogar suggeriert, es wäre vornehmer
, wie ein Wegelagerer der Straße
ausgeliefert zu sein.

Das Vorurteil züchtete die heutige Zinskaserne
, und diese zeugte unser ganz verfehltes
Verbauungssystem.

Je schlechter der Innenausbau, desto mehr
steigert sich die Nachfrage nach Gassenwohnungen
, wodurch das Hofzimmer als
Kapitalswert tief herabsank. Der Hausherr
begehrt nun möglichst viel Straßenfronten,
weshalb dieses unnötige, für unsere Gemeinden
so überaus kostspielige, reich verzweigte
Straßennetz ersonnen wurde. Zu
welchen Konsequenzen diese beängstigende

JOSEF HOFFMANN « PARTIE AUS DEM VORGARTEN DES
GEWERKSCHAFTS HOTELS POLDIHÜTTE IN KLADNO « «

Nüchternheit des modernen Städtebaues führen
muß, erzählt Chicago, wo, um den Grundwert
durch möglichst viel Gassenseiten zu steigern,
sechseckige Hausblöcke, durch zwecklos sich
kreuzende Straßen getrennt, gegeneinander
gestellt sind. Man müßte alle zutreffenden
Ausführungen Camillo Sitte's wiederholen,
daher sei kurz auf dessen köstliches Buch
„Der Städtebau" hingewiesen.

Unsere Stadtregulierungen werden angeblich
von der Firma „Hygiene und Verkehrstechnik"
besorgt; sie sind aber nur das ungewollte
Feigenblatt ihres stillen Gesellschafters, einer
rücksichtslosen Spekulationswut.

„Das gegenwärtige System ist nicht für die

Bedürfnisse des Mittelstandes
geschaffen,
kolossale Häuser für
reiche Unternehmer
und Baugesellschaften
, berechnet, ein
großes Kapital zu verzinsen
, und nicht gestaltet
, den Menschen
die Wohnung heimlich
zu machen," ruft

ElTELBERGER Uns ZU,

aus einem unscheinbaren
, längst vergessenen
Buch: „Das
bürgerliche Wohnhaus
und das Wiener Zinshaus
". Ahnungslos
enthüllt es das ganze
Seelenleben seines
Verfassers, ja, wenn
auch zuweilen im
grellen Gegensatz, die
ganze Denkungsweise
seiner Zeit, so daß es
einen mehr aufklärt
als ein ganzer Band
politischer Auseinandersetzungen
. Der
rührende Familiensinn
, die Schwärmerei
für die Tugenden des
klassischen Altertums,
das Wohlwollen, die
schlichte Schreibweise
erscheinen uns heute
vormärzlich. DasBüch-
lein ist durchtränkt
von moralisch - sittlichen
Empfindungen.
Der ehrlichen Gesinnung
Rudolf von
Eitelberger's war es

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