Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 10. Band.1904
Seite: 68
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-j?4^> ZUERST DER HOF UND DANN DAS HAUS <^=^

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ft Iß

es hier einmal mit der altflorentinischen
Bauspezies versuchen, damit dieselbe in dem
bunten stilistischen Repertoire der neuen

Stadtarchitektur gleichfalls vertreten sei.....

Die drei hohen Torbögen in der Mitte sind
eine Reminiszenz an den Palazzo Riccardi
die Fenster im Erdgeschoß entsprechen eigentlich
denjenigen, welche weit später Michelangelo
in den vermauerten Portones jenes
Palastes eingefügt hat..... Eine nähere Beachtung
verdienen schließlich die Balkone.....

Doch woher das Motiv nehmen? Der tos-
kanische Palast des Cinquecento kennt noch
keinen Balkon. Der Architekt wußte sich da
mit Geist und Geschick zu helfen. Hat nicht
Benedetto da Maiano, der große Meister des
Palazzo Strozzi, auch das Wunderwerk der
an dem Kirchenpfeiler schwebenden Kanzel
in Santa Croce über den herrlichsten Konsolen
aufgebaut? Kann man die letzteren

in passender Modifikation und Vergrößerung
nicht allenfalls auch als Balkonkonsolen benützen
? Gehören ferner die Zwergsäulen
an den Galerien über den Geschossen des
Palazzo Pitti nicht ebenso in das Stilprogramm
jener Epoche? Dies erwog denn unser
Meister, gewann auf diese Weise ein interessantes
Balkonmotiv und blieb obendrein im
Stil. . . . Das oberste Geschoß mit dem ausdruckslosen
, ärmlichen Bogenfenstern ist die
schwächste Partie des Ganzen. Warum? Hier

fehlte eben gänzlich das Vorbild....."

Das ist das Kochrezept, nach welchem die
zweite Hälfte des XIX.Jahrhunderts geschaffen
hat. In jeder anderen geistigen Werkstatt
würde der verlacht, der fremde Ideen
ähnlich zusammenklaubte. Der damalige Architekt
erblickte in diesem geistigen Diebstahl
an der Vergangenheit eine wissenschaftliche
Tat, denn nicht fühlender Künstler, sondern

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