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-^^> MARGARETE VON BRAUCHITSCH -(^^
ZU UNSEREN BILDERN
Leopold Stolba. In den Kellerräumen
der Wiener Sezession befinden sich kleine
gemütliche Ateliers, in denen ebenso verborgen
wie fleißig eine Anzahl junger
Künstler, angeregt durch den häufigen Besuch
gleichgesinnter Freunde, ihrem Studium
obliegen und mit immer neuen Ausdrucksmitteln
künstlerische Dinge hervorzubringen
suchen. Einer der vielseitigsten und begabtesten
unter ihnen ist Leopold Stolba.
Ursprünglich ein begabter Bildhauer, fand
er die technischen Grenzen dieser Kunst
zu eng für seinen Schaffenstrieb und wandte
sich in letzter Zeit besonders graphischen
Versuchen zu. Die Herstellung von Holzschnitten
mit farbigen Tonplatten in knapper
kräftiger Charakterisierung, die Ausnützung
der tausend Zufälligkeiten, welche die auf
Glasplatten flüchtig hingeworfenen Skizzen
durch den Abdruck auf Papier ergeben — wir
bringen einige Abbildungen solcher monotypes
auf Seite 72 — und endlich das reizvolle
Verfahren, das schon unsere Altvordern zur
Bereitung ihrer Marmorierpapiere erfunden,
das sind Aufgaben, welche ihn, den die Bewältigung
solcher technischen Schwierigkeiten
reizten, mächtig genug anzogen, daß er sich
nun ganz diesen Dingen widmete. Dabei hat er
es verstanden, namentlich das Verfahren:
Farben in wäßriger Lösung auf einer Schicht
von Ochsengalle auszubreiten und von hier
auf das Papier abzuziehen, in einer Weise
auszubilden, daß es ihm gelang, nicht nur
die schon früher bekannten, meist durch
ihre farbige Zusammenstellung wirkenden
ornamentalen Gebilde zu erzeugen, sondern
in Anlehnung an die Vorbilder im naturhistorischen
Museum alle möglichen Fisch-
und Tiergestalten in dieser Weise wiederzugeben
(Abb. S. 73). Dadurch, daß bei
diesem Verfahren jede Bewegung in der
schwimmenden Farbenschicht sich allen
Teilen weiter mitteilt bis sie am Rande
schwach verklingt, entsteht eine Rhythmik,
die gerade bei der Darstellung des im
strömenden Wasser schwimmenden Fisches
besonders reizvoll und künstlerisch wirkt.
Leider gibt auch die farbige Reproduktion
nur eine annähernde Vorstellung von der
leichten Grazie dieser natürlich jeweils nur
in einem Exemplar herzustellenden Bilder.
* *
*
Die neuen Stickereien von Margarete
von Brauchitsch. — Wer die in Frau
von Brauchitsch' Atelier entstehenden Stickereien
nicht selber fertig gesehen und so den
Zauber der feingestimmten Farben, den Reiz
des sorgfältig gewählten und technisch überall
so ungemein wirkungsvoll benützten Materials
empfinden konnte, dem vermögen Abbildungen,
wie wir sie heute bringen, nur eine schwache
Vorstellung von dem zu geben, was jene
Arbeiten wirklich sind. Und suchte man
selbst die Farbtöne festzuhalten: wie sollte
LEINENE TEESERVIETTE
MIT SEIDENSTICKEREI «
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