Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 10. Band.1904
Seite: 97
(PDF, 131 MB)
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Varia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Public Domain Mark 1.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_10_1904/0111
-**4sö> EMANUEL SEIDL <^s-

WOHNHAUS CARL BEMBE, MAINZ

ENTWURF VON EMANUEL SEIDL, MÜNCHEN, IN FÜHLUNG MIT CARL BEMBE

DAMENZIMMER

Bauspekulanten engagierten Architekten bauen
auch nicht aus künstlerischen Motiven, aus
innerem Drang, aus Stimmung; kurzum sie
sind keine Künstler mehr, sie sinken zu Geschäftsleuten
herab. Natürlich gibt es Ausnahmen
; doch was beweisen Ausnahmen?
Ich könnte hier eine Binsenweisheit wiederholen
. In gewissem Sinne ließe sich auch
heute auf das Bedürfnis Rücksicht nehmen;
hier hätte die Lokalbaukommission ein reiches
Feld der Tätigkeit. Allerdings in dem Sinne
wie früher kann man das Bedürfnis für die
Architektur nicht mehr als Leitmotiv gelten
lassen, solange die Bauspekulation unter uns
wuchert. Werden wir je in Deutschland das
Ideal des Einfamilienhauses erreichen? So
wie die Verhältnisse heute liegen, besteht
nur eine sehr geringe Aussicht, daß wir überhaupt
jemals beginnen, den Weg zu diesem
Ziele zu beschreiten; hierfür sind dieFortschritte

der Bodenreform gewissermaßen entscheidend.
Eine Bedingung zu einem Baustile unserer Zeit
und unseres Empfindens zu gelangen, heißt, von
allem Retrospektiven absehen und aus dem Konstruktiven
heraus ruhige, schlichte Formen
entwickeln: keine Kostümarchitektur, keine
überladene Ornamentik und keine Vielsprachigkeit
.

Ein goldenes Wort Gottfried Sempers lautet:
„Nur einen Herrn kennt die Kunst, das Bedürfnis
. Sie artet aus, wo sie der Laune des
Künstlers, mehr noch, wo sie mächtigen Kunstbeschützern
gehorcht" — und der gewissenlosen
Spekulation, dürfen wir wohl heute
hinzusetzen. Erfreulicherweise sehen wir ja
in den letzten Jahren, daß mehrere Architekten
auf alle diese Dinge das erforderliche Gewicht
legen, daß sie, soweit es in unseren heutigen
Verhältnissen überhaupt möglich ist, auf der
Basis des Bedürfnisses ihre Pläne aufbauen.

Dekorative Kunst. VII. 3, Dezember 1903.

97

13


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_10_1904/0111