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STREIFZÜGE DURCH ARCHITEKTUR UND KUNSTGEWERBE IN MÜNCHEN
Büfett sind Intarsien aus Wassereiche
eingelassen, die mit den blau polierten
Eisenbeschlägen und den dunkelgrünen
Fenstern gut zusammenpassen. Das
Speiseservice (Abb. 106) entwarf Walter
Magnussen für die Steingutfabrik
J. Uffrecht & Co. in Neuhaidensieben.
Die Möbel des Schlafzimmers wurden
in naturfarbigem Eichenholz mit Nußbaumintarsien
, die der Küche aus Lärchenholz
mit aufgemalten silbergrauen
Ornamenten von der Kunstschreinerei
Karl Steger ausgeführt. Das Gehäuse
der Standuhr ist aus Eichenholz mit Intarsien
aus Wassereiche und Amboina,
die Petroleumstehlampe aus gedrücktem
Messing mit blau poliertem Eisenfuß.
Da wir die Billigkeit dieser Einrichtung
lobend erwähnten, fühlen wir uns veranlaßt
, auch über die Preise ein paar
Worte zu sagen. Die Möbel des Wohnzimmers
kosten 600 Mark, des Speisezimmers
550 Mark, des Schlafzimmers
600 Mark, der Küche 300 Mark.
Man wende hier nicht ein, daß diese
Einrichtung sich durch eine spartanische
Einfachheit auszeichne und daher
ihre geringen Kosten nicht verwundern
könnten. Dem gegenüber sei festgestellt
, daß noch keine moderne, kunstgewerbliche
Werkstätte eine ähnliche
Einrichtung in so dauerhaftem Material
und so vorzüglicher Ausführung zum gleichen
Preise hergestellt hat, daß ferner, trotz der
BRUNO PAUL «TEETISCHCHEN MIT ABNEHMBARER PLATTE AUS HELLEM
ESCHENHOLZ MIT INTARSIEN » AUSGEFÜHRT VON DEN VEREINIGTEN
WERKSTÄTTEN FÜR KUNST IM HANDWERK, MÜNCHEN (ges. gesch.)
GARDEROBESCHRANK AUS PITCH-PINE « ENTWORFEN
UND AUSGEFÜHRT VON VALENTIN WITT, MÜNCHEN « «
Schlichtheit der Einrichtung, kein Möbel und
kein Gebrauchsgegenstand sich in dieser
Wohnung befindet, der nicht von
Künstlerhand entworfen, nicht von
künstlerischem Geist durchtränkt
ist. Der Auftraggeber hatte gewünscht
, sich für die Summe von
etwa 2000 Mark modern und geschmackvoll
einzurichten; die kunstgewerblichen
Werkstätten Münchens
vermochten mit einer so
geringen Summe seine Bedürfnisse
nicht zu befriedigen, so wandte
er sich an Wilhelm Keppler, der
im Verein mit kleineren Kunstschreinereien
die Aufgabe glücklich
löste.
Wilhelm Keppler ist seit
Jahren Mitglied dsr „Vereinigten
Werkstätten", die den jungen hoffnungsvollen
Künstler einmal in
diesem Sinne für sich beschäftigen
sollten. Es würde ihnen zum
Ruhm und zur Ehre gereichen,
und wahrscheinlich würden sich
auch dauernde lukrative Erfolge
Dekorative Kunst. VII. 3. Dezember 1903.
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