http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_10_1904/0205
NEUE METALLARBEITEN VON W. J. STOKVIS, ARNHEM
So vieles und mannigfaltiges in letzter Zeit
erdacht und geschaffen wurde, wo es sich
um neue Formen für elektrische Beleuchtungskörper
handelte, so sehr erfreulicherweise
die Versuche sich gehäuft haben, auch
der guten alten Petroleumlampe und den
vielfach noch ganz unentbehrlichen Spirituskochern
zu moderner Gestaltung zu verhelfen,
so wenig Neues haben wir in jüngster Zeit
für Gas zu sehen bekommen. Und doch
ist es einerseits noch lange nicht allerorten
vom elektrischen Lichte verdrängt, und andrerseits
lassen sich gerade auf der Basis der
zur Gaszuleitung erforderlichen Rohre sehr
reizvolle Wirkungen erzielen, reizvoll durch
die unaufdringliche Selbstverständlichkeit, mit
der sich das Notwendige,
Gegebene in den Dienst
der Konstruktion wie des
ansprechenden Spiels der
Linien stellt. Die Rohre sind
gleichzeitig Träger der Beleuchtungskörper
und Wege
des Leuchtstoffes und werden
auch vom Auge, das
an den schlanken, bald in
scharfen Geraden, bald in
eleganten Kurven geführten
Stäben entlang gleitet, zugleich
als Träger und als
Leiter empfunden, zudem
aber noch als die Zeichnung
, die Form selbst des
Gegenstandes. Aus dieser
Konzentrierung dreier Aufgaben
auf einen Faktor erwächst
eine große Vereinfachung
: was dem praktischen
Zweck dient, wird
auch ästhetisch ausdrucksvoll
.
Dies wird z. B. aus den
Abbildungen ersichtlich,
welche wir von verschiedenen
Gasbeleuchtungskörpern
aus der STOKVis'schen
Fabrik in Arnhem (Holland)
heute bringen. Größte Einfachheit
ist ihnen allen gemeinsam
und wie wohltuend
empfindet man dies
Weglassen jeder überflüssigen
Verzierung! Den einzigen
Schmuck bilden die
schlichten seidenen Schirme,
welche ein weiches angenehmes Licht durchstrahlen
lassen, und die ebenso schlichten,
gut proportionierten Messingreifen, welche
jene halten. Auf der Höhe des Messingreifes
befindet sich bei den Hängelampen (Abb.
S. 190) eine flache opale Glasscheibe, wodurch
das von den Glühkörpern ausgehende
Licht nach unten reflektiert wird und den
Tisch hell beleuchtet. Sehr hübsch ist die
Flurlampe auf Seite 190; und besonders gelungen
sind die beiden Ständer für Wasserkessel
mit Gas- anstatt Spiritusheizung. Durch
einen Metallschlauch können sie an jede beliebige
Gasleitung angeschlossen werden und
lassen sich daher leicht da oder dorthin
stellen. Zuletzt sei noch auf den praktischen
SALONSCHRANKCHEN AUS GRAU UND SCHWARZ GEBEIZTEM AHORNHOLZ
MIT BEIN-INTARSIEN « ENTWORFEN VON WILHELM SCHMIDT « AUSGEFÜHRT
VON AUGUST UNGETHÜM, WIEN « « PORTIERE VON MARIETTA PEYFUSS « *
187
24*
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_10_1904/0205