Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 10. Band.1904
Seite: 200
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-b-4^> RICHARD GRIMM -C^=^

blickendenGeschlechts.
Die Stimmung des modernen
Innenraumes
steht auf selbständigen
Füßen. Form und Farbe
sind einheitlich entwickelt
und arbeiten
sich, indem sie beide
dieselben seelischen
Stimmungsbestandteile
zu verkörpern streben,
in die Arme. Nicht
als "ob Farbe und Einheit
in der alten Kunst
eine geringe Rolle gespielt
hätten, man denke
nur an die italienischen
Dekorationen und die
Zimmer der französischen
Ludwige. Aber
das Gefühl für Farbe
tritt heute verfeinert
und verschärft auf, vor
allem herrschen jetzt
große organisatorische
Gesichtspunkte, die
einen einheitlichen Farbenplan
mit strengster
Folgerichtigkeit durchführen
, so folgerichtig,
daß selbst der orientalische
Teppich darin

zum Fremdling wird. Eine Grundfarbe oder
ein Grundakkord bestimmt stets die Richtung,
der sich dann alles andere unterzuordnen
hat. Hier scheint der Lebensgedanke des
in seiner Zeit so sehr verkannten Whistler
seine ersten breiteren Konsequenzen zu finden
, sicherlich ist der Ursprung des neuen
Farbencharakters des Innenraums in der
neueren Entwicklung der Malerei zu suchen.

DER KUNSTUNFUG

Angesichts der Verkennung, zu der nun
schon seit Jahrzehnten
ein mißgeleitetes Bedürfnis
nach Kunst die
Menschheit getrieben
hat und jetzt, wo die
Welle der künstleri-
schenBewegungsohoch
geht, gerade wieder
mit Macht hintreibt,
hat wohl schon mancher
die stille Sehnsucht mitempfunden
, aus diesem
fatalen Kunstgetriebe richard grimm

doch endlich einmal
ganz herauszukommen.
Und mancher teilt vielleicht
das Empfinden,
daß wir besser dastehen
würden, wenn für das,
was unsere häusliche
Umgebung ausmacht,
das Wort Kunst und
mit ihm dasWortKunst-
gewerbe zunächst einmal
gar nicht mehr
genannt würde. Das
Heil und die Hoffnung
der Zukunft liegt darin,
in der Begriffsverbindung
Kunstgewerbe die
„Kunst" zu überwinden
und auf anständige
gewerbliche Leistungen
zu kommen. Wir wenden
uns fortwährend
an die höhere Instanz
der Kunst und haben
uns noch nicht mit
den ersten Unterlagen
der rein gewerblichen
Seite der Sache auseinandergesetzt
. Eshan-
delt sich zunächst in den
sogenannten kunstgewerblichen
Fragen gar
nicht um Kunst, sondern um die Erfüllung der
auf diesen sich aufbauenden einfachsten An-
standspflichten. Würde aller unnötige Aufbausch
, aller Ungeschmack, alle Unsolidität,
die heute das Feld beherrschen und in der
Ausstattung der heutigen Wohnung geradezu
den Ton angeben, aus der Welt geschafft,
so wären wir vielleicht auf einem vollkommen
glücklichen Standpunkte, ohne die Kunst
heranholen zu brauchen. Statt dessen machen
wir in sogenannter Kunst und häufen damit
nur Uebel auf Uebel.

Wäre nur all das
Hausgerät, das unsere
Wohnungen füllt, lediglichgediegen
und handwerklich
gut gearbeitet,
so brauchten wir von
Kunst gar nicht mehr
zu reden, um auf
erträgliche Zustände
zu kommen; ein gewisser
natürlicher Geschmack
würde dafür
hinreichen.

winterlandschaft aus dem vogtland

vignette

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