http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_10_1904/0280
-^ö> DIE KUNST RICHARD RIEMERSCHMIDS <^=^
VILLA »HAUS« AUS DEM WOHNZIMMER
namentlich ihren Niederschlag in der Wohnung
und deren Inhalte gefunden hat, erzählt
davon deutlicher als irgend ein anderes Kulturzeugnis
. Die letzte Phase der modernen
Kunst, ganz besonders in der Entgleisung,
die sie im Jugendstil erfahren hat, ist in
dieser Beziehung nur eine Fortsetzung des
früheren oberflächlichen Ornamentgetriebes in
den Stilen. Wir leben noch immer in einer
Kunst der Aeußerlichkeiten.
Und doch ist, wie gesagt, bereits eine
Wendung zum Bessern bemerkbar. Nicht
nur werden die äußerlichen Formen, in denen
die ersten Erzeugnisse der deutschen Bewegung
schwelgten, einfacher, sondern es
ringt sich aus der Vielheit der Erscheinungen
selbst ein deutscher Bestandteil durch, der
die Hoffnung auf eine bodenständige Kunstentwicklung
nicht mehr ganz aussichtslos erscheinen
läßt. Beides ist im ausgesprochensten
Maße der Fall in der Kunst Richard Riemer-
schmids.
Riemerschmid hat eine entschieden deutsche
Eigenart. Da ist das Nachdenkliche, sich in
das Wesen Vertiefende, wie es die alte deutsche
Kunst hatte, das naiv Treue und dabei
etwas Linkische, das streng Sachliche, zwischen
das doch immer wieder die Stimmung
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