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-*^> GROSZE DRESDENER KUNSTAUSSTELLUNG 1904 <^o-
in seinen gemessenen ornamentalen Motiven
doppelt eindringlich zu dem Beschauer.
Die heitere Dekoration in naturfarbener
Eiche, die B. Pankok dem Stuttgarter Saal
verliehen hat, wobei auch ein Schau- und
Lesepult, Eckschränkchen und freundliche
Stühle nicht vergessen wurden, soll an anderer
Stelle gezeigt und besprochen werden.
Ein neues Gebiet betreten wir, zusammen
mit dem Künstler, in dem Monumental-Garten,
den Wilhelm Kreis, unterstützt von Friedrich
Bouche, auf dem sonst kahlen Westhof
des Gebäudes hat erstehen lassen. Die
Achse der Anlage ist in die Diagonale
des quadratischen Hofes gelegt
. Im Halbrund, von mächtigen
Pfeilern umrahmt, entwickelt sich
eine Brunnennische. Ueber drei
Schalen rinnt das Wasser in ein
sich verbreiterndes Becken; die
gewaltigen Formen, die wuchtigen
Kehlen der Kapitelle überschaut
von der Wand über der Apsis
der Kopf der Meduse. Ein tiefer
gelegenes Becken schließt sich
in der Hauptachse an, zu den
Seiten lagern die Statuen heiterer
Griechengötter. Vom Mittelpunkt
des Hofes führt eine Treppe, von
Bänken im Halbrund flankiert, zur
entgegengesetzten Ecke, die wiederum
durch eine Nische geschlossen
wird. Zwei Seiten des
Hofes werden
von pergolaartigen
Wandelgängen
umzogen, die
sich je in
einem heitern
Mittelbogen
gegen den
Rasenöffnen.
In mannigfacher
Abstufung
des
Geländes,
durch einen
belebten Reigen
von Treppen
und Podesten
erhält
der Hof Charakter
und
festlichen
Reichtum.
Dem Zuviel
an Einzel-
KARL GROSS « SILBERNER ALTARLEUCHTER « KERAMISCHE
ARBEITEN DER PLATEELBAKKERRY - DE DISTEL, AMSTERDAM
gliedern wird das in den Monaten des Sommers
immer üppiger keimende Grün der Schlingpflanzen
bald abhelfen. Die mächtigen Standbilder
eines Elches und eines Hirsches von
Düll und Pezold in München fügen sich
ausgezeichnet in die herbe lineare Musik der
ganzen Raumschöpfung ein.
Da die Empireabteilung und der „Biedermeiergarten
", mehr oder weniger glückliche
Resurrektionen der Säkularstimmung um 1800,
hier nicht zur Besprechung stehen, dürfen
die Goldschmiedearbeiten, die Karl Gross
als Sondergebiet des modernen Kunstgewerbes
zusammengebracht hat, noch eingehender
gewürdigt werden. Unter
dieses, stets erfolgreichen Organisators
eigenen Arbeiten ragt ein
großer Leuchter hervor, den er im
Auftrag der Stadt Dresden geschaffen
hat, ein Werk, das im Aufbau die
Idee des pflanzlich Gewachsenen
folgerichtig, doch nicht ganz ungezwungen
durchführt. Die graziösen
Hutnadeln von demselben wurden
schon auf der Weihnachtsmesse des
vergangenen Jahres verdientermaßen
bewundert. Erich Kleinhempel
hat das gleichfalls für städtischen
Besitz geschaffene Prunkschreibzeug
ausgestellt, das man sich wohl
etwas straffer im Kontur wünschen
möchte, so geschmackvoll auch das
blasse Elfenbein, das gelbe Email
unddasleuch-
tende Grün
des Malachi-
tes mit dem
reinen Silber
zusammengestimmt
sind.
Die Arbeiten
Fritz von
Millers, in
denen genug
von der
Prunkliebe
und Materialfreude
des
sechzehnten
Jahrhunderts
nachklingt,
vertreten gemeinsam
mit
den höchst
persönlichen
Pokalen
Ernst Riegels
die
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