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-^4^> EIN KÜNSTLERHEIM IN NEW JERSEY <^=^
lerisch empfindenden
Naturells. Lenbach war
nicht bloß Künstler vor
der Staffelei, wie es bei
gar so vielen seiner
„Kollegen" der Fall ist.
Ungezählte Kräfte liefen
da zusammen. Von alledem
fiel ein nicht hoch
genug anzuschlagender
Abglanz auf ganz München
, das seit dem
deutsch - französischen
Kriege eine glanzvolle
Zeit künstlerischer Arbeit
und größter Erfolge
erlebt hatte, so daß man,
ohne zu übertreiben, von
einem goldenen Zeitalter
sprechen konnte.
Aber die künstlerische
Entwicklung hat an
einem bestimmten
Punkte Halt gemacht.
Sie ist nicht zum Ausdrucke
der großen Einheitlichkeit
gekommen, die alle Momente zusammenfaßt
und aus ihnen das Bild einer hochstehenden
Kultur entrollt. Diese Einheitlichkeit
war es, die dem Leben, dem Schaffen,
der Umgebung Lenbachs den Stempel aufdrückte
. Sie war prächtig, in gleicher Weise
nicht vielen Sterblichen beschieden, selbst
wenn die Frage der aufgewendeten Mittel
CHARLES R. LAMB « HAUS
GARTENS ZWISCHEN DEN
DES KÜNSTLERS IN NEW JERSEY: ECKE DES BLUMENGEBAUDEFLÜGELN
U. TREPPENEINGANG ZUR VERANDA
dabei nicht ins Spiel kommt. Dieses Streben
nach künstlerischer Lösung aller Fragen spielt
bis zur Stunde noch eine zu untergeordnete
Rolle. Das ist der Punkt, wo eingesetzt
werden mußte. Hier konnte vorbildlich Bedeutendes
geleistet werden, auch ohne daß
dabei der falsche Begriff die Oberhand behielt
, als sei Schönheit immer abhängig
von außerordentlichem
Kostenaufwande. Unsere
Zeit krankt an
der Tendenz, auffallende
Erscheinungen zu
schaffen. Der Begriff
für das einfach Schöne
ist ihr abhanden gekommen
. Und doch
fußt nur auf diesem
das Wesen einer eigentlichen
Kultur.
Nicht groß entwickelte
Industrie ist es, die aus
München quasi einen
Knotenpunkt der zivilisierten
Welt gemacht
hat. Die Vorbedingungen
dazu fehlten und
fehlen auch heute noch.
Deshalb mußte klare
Erkenntnis der Sachlage
dazu führen, alle
Kräfte, mußten dabei
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