Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 10. Band.1904
Seite: 477
(PDF, 131 MB)
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GEWERBEKUNST AUF DER ERSTEN AUSSTELLUNG DES
DEUTSCHEN KÜNSTLERBUNDES IN MÜNCHEN

Man hat wenig Vergnügen daran, noch
über „angewandte Kunst" zu schreiben
oder zu lesen. Alles, was darüber zu sagen
ist, ward allzuoft gesagt, und auch die Form,
in der es vorgetragen wurde, war nur allzuoft
dieselbe. Entweder wurde aufgezeigt,
woher die „Bewegung" gestern kam, wo sie
heute steht, und wohin sie morgen gehen
werde, solle, dürfe, müsse, möchte, könnte.
Oder aber man schilderte die Konstruktionen,
Formen, Farben und Ornamente der Gegenstände
, die „Wirkung" der Räume, die „Stimmung
" der Stuben, ungeachtet des Umstandes,
daß die hochentwickelte Technik der Netzätzung
derlei Erzählungen längst überflüssig
gemacht hat. Oder endlich, man gab nur
noch ein knappes Urteil ab: das sei gut und
das sei schlecht. Wer aber wäre unbescheiden
genug, daß er sich zutraute, diesen Gedankengängen
eine neue Variante abzuringen? Wer
aber dürfte hoffen, ein zweiter Tantalus, zu
sitzen auf Wolken im Kreise jener göttlichen
Kunstrichter, welche mit unfehlbarer, unbestechlicher
Sicherheit vermittels Druckerschwärze
die Schafe von den Böcken scheiden
? Nach diesem bewährten Rezepte zu

handeln, wäre hier nicht einmal sehr zweckmäßig
. Man darf nicht glauben, daß die
„Vereinigten Werkstätten", daß Künstler
wie Bruno Paul, F. A. O. Krüger, Bernhard
Pankok undj. J. Scharvogel an solch
exponierter Stätte, wie es die erste Ausstellung
des Deutschen Künstlerbundes ist, etwas
Geringwertiges gezeigt hätten. Es handelt
sich natürlich nur um höchst sorgfältig durchgeführte
, ausgesuchte und feine Arbeiten, und
es möchte im großen und ganzen sehr schwer
fallen, da wesentliche Wertunterschiede festzustellen
.

Es müßte selbst aufdringlich erscheinen,
wenn man sich in diesen Gemächern die
Rolle des Erklärers anmaßen wollte. Hier
ist nichts mehr zu erklären. Man würde die
Besucher, welche sich an der bequemen
Eleganz oder an der einfachen Behaglichkeit
der Räume erfreuen, eher mißtrauisch machen,
wenn man sie mit ästhetischen Spitzfindigkeiten
über Dinge belästigte, die ihnen ganz
zweifellos äußerst selbstverständlich vorkommen
. Einige allzu „konstruktive" Stühle
und einige noch allzu bewußte Ornamente
erinnern zwar den aufmerksameren Beschauer

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