Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 11. Band.1905
Seite: 210
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_11_1905/0256
-*«4s£> VOM SCHWEIZER KUNSTLEBEN <£s^

und Dr. H. A. Schmid (Basel, jetzt Prag) die erste
Lieferung der jüngst schon hier erwähnten »Handzeichnungen
schweizerischer Meister des 15. bis
18. Jahrhunderts< herausgegeben worden. Es sind
fünfzehn ausgezeichnete Blätter (worunter vier von
Holbein d. J.). Die Reproduktion ist tadellos und
macht dem jungen Basler Verlage Helbing & Lich-
tenhahn alle Ehre. Es sind einstweilen drei Jahresserien
zu je vier Lieferungen (ä 8 Mark) vorausgeplant
. — In der Kunsthalle war kürzlich eine Weihnachtsausstellung
der Basler Künstler zu sehen. Sie
enthielt viel Gutes. Im

Porträtfach fanden wir
ausnehmend lebendige
und kräftige Bilder von
Heinrich Altherr
(Dame in Weiß; Selbstbildnis
; Porträt des Vaters
; Bildnis Dr. P. Sch.);
auch Rud. Löw hatte gut
ausgestellt: ein reizvolles
Kinderköpfchen, eine ältere
Dame in sachlich und
farbig feiner Charakterisierung
, eine sitzende
Dame in weiter Phantasielandschaft
und zwei
gezeichnete Köpfe (Dr.
H. T. und Frau). Als Por-
trätistinnen von nicht gewöhnlichem
Können traten
Esther Mengold
und Augusta Rossmann
hervor. — Unter
den Landschaften war des
Maler-Bildhauers Carl
Burckhardt »Herbst-
abend am Meer* ein
eigentliches Ereignis:
selten dürften sich Tiefe
und Pracht des Kolorits
mit größter, fast wundersamer
Raumdarstellung
gleich glücklich vereinigt
gefunden haben. Auch
»Fischer von Sorrent<,
die als mächtig plastische
Gestalten in ruhig tiefem
Abendrot ruhig stehen
und schreiten, waren ein
außer jeder Schablone geschaffenes
, darum vielfach
, sogar von »Künstlern
« unverstandenes
großartiges Bild. — Paul
Burckhardt, der Bruder
des eben Genannten,
entzückte durch eine lebendig
dekorative »Partie
am Rhein«, die ebenfalls
fern von allem Konventionellen
war. — Fritz Völlmy hatte außer seinem
in München medaillierten »Hafen von Genua« zwei
zauberisch duftige Bodenseebilder ausgestellt; C. Th.
Meyer-Basel excellierte mit schlicht poetisch erfaßten
Schweizerlandschaften: »Heimatkunst« bester
Art. Otto Mähly und E.Schill malen den Jura, der
erstere das Felsig-Wilde, der zweite das Zart-Grüne
ihres Heimatgebirges; Fritz Mock vertieft sich
mit Glück in Oelbildern und Aquarellen ins Rheinufer
, während Jakob Wagner die Gestade des
Lago Maggiore malt und Maria La Roche, die
talentvolle, sich eigenartig entwickelnde HansThoma-

ludwig habich

Schülerin, intim empfundene Bilder aus Italien
Spanien und England gab. Mit einer feinen, großen
Autolithographie »Der Rhein bei Basel vom Münsterturm
aus« hat sie vor kurzem den Beifall der Kenner
gewonnen. Wilhelm Balmer hatte kräftige Meerstudien
und ein paar lebendige Porträts, Burkhard
Mangold stark dekorative harmonische Landschaftsaquarelle
ausgestellt; Emanuel Bürgi ist ein Virtuos
in originellen kräftigen Federzeichnungen. —
Im Genrebild fand ein flott gemaltes Bauernstück
Fritz Burgers »Vor der Kirche« den Beifall der

Künstler wie der »Laien«;
auch ein famos erfaßter
»Landwehrmann« zog die
Schätzer geschickter Malerei
zu sich hin. — Ein
innerlich großes, ernstes
Bild war Herm. Meyers
»Stunde der Grablegung«,
kompositorisch sowie
zeichnerisch und farbig
ebenso frei von Eklektizismus
wie von Moder-
nitis: ein Meisterwerkchen
. — Carlo Böck-
lin zeigte einen eigenartig
aufgefaßten »Cer-
berus«. — Hans Len-
dorff malt in zarter
Farbigkeit duftige Mädchenblüten
aus Anticoli;
sehr kräftig war er in
Landschaftssiudien aus
Villa d'Este. — In der
Plastik trafen wir aul
zwei glücklich empfundene
, solid gearbeitete
Büsten (Kind und alte
Dame) von Frau S. Burger
- Hartmann, die
auch eine ihrer so gelungenen
figürlichen Kleinbronzen
(»Seerosen«) ausgestellt
hatte. — Joh.
Hoffmann gab eine
nette »Psyche«, Max
Martin Schmidt einen
ausgezeichneten, formal
sowie dekorativ prächtig
verstandenen Frauenkopf
in Wachs. Eine große
Gruppe: »Der Kuß« von
Ed. Zimmermann, ein
trefflich studiertes, in
der Ausführung höchst
vollendetes Werk, soll als
eine Hauptleistung moderner
schweizerischer
Skulptur fürs Basler Museum
erworben werden.
— Hans Frei, wohl der
erste schweizerische Medailleur der Gegenwart,
hatte interessante Plaketten ausgestellt. G.

VON AUSSTELLUNGEN

UND SAMMLUNGEN

t) ERLIN. Im Salon Paul Cassirer produziert sich zu
Beginn des neuen Jahres Edvard Münch als
Porträtmaler. Es ist nicht günstig für den norwegischen
Künstler, daß kurz vorher die Arbeiten von van
Gogh hier gezeigt worden sind, und daß zwischen

badende

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