http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_11_1905/0267
T
KONSTANTIN SOMOFF
Von Hans Rosenhagen
Wer könnte die Zeichen übersehen, daß die mächtige Bewegung
zur Wirklichkeit, zur Natur, welche die Kunst des
neunzehnten Jahrhunderts groß und herrlich gemacht, ihren
Höhepunkt bereits überschritten hat! Der heranwachsenden
künstlerischen Jugend fehlt das Energische und Tatkräftige, der
Zug ins Große, die Treue der Ueberzeugung, jene Ueberwinder-
eigenschaften, mit denen die jetzt absterbende Künstlergeneration
Klassizismus und Eklektizismus so gründlich aus dem Felde
schlug. Man beginnt, sich gegen die Außenwelt abzuschließen.
Der Wirklichkeitssinn wird sanft abgetötet, damit Phantasie
und Gefühle wieder größeren Spielraum gewinnen und
die Individualität stärker zum Ausdruck kommt. Eine
Neigung zu ästhetischen Spielereien und zur Romantik
tritt immer erkennbarer hervor, und der Mangel an L
eigentlich schöpferischer Kraft fördert ohne
weiteres wieder den bösen Geist der Nachahmung
. Da sich in den letzten Jahr-
zehnten aber der Geschmack
lüe Kunst für Alle XX. 10. 15. Februar 1905.
2S
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_11_1905/0267