http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_12_1905/0258
-ö*4^> GARTENGESTALTUNG
hans poelzig
einfamilienhaus: offene halle neben dem speisezimmer
(PHOT. ED. VAN DELDEN-BRESLAU)
mußten der Ausstellungszwecke halber die
Wege viel breiter angelegt werden, als es in
einem solch kleinen Garten sonst notwendig
ist. Gewiß kann der erste Fall auch sonst bei
der Bebauung eines alten Parkterrains eintreten
. Und daß solche Elemente, wie auch
Waldreste, sich ganz stimmungsvoll eingliedern
lassen, mag man in der Villenkolonie Grunewald
bei Berlin beobachten. Immerhin ist es
ein ander Ding, ob der Besitzer ganz Herr
über das Terrain ist, oder ob der Schöpfer
des Gartens, wie in Breslau, nur bis zu einer
gewissen Grenze freie Hand hat.
Sehen wir uns jedoch an, was in Breslau
trotz alledem geleistet wurde. „Mein Hauptbestreben
war", so schreibt mir Prof. Poel-
zig, „hier auf der Ausstellung das Haus in
den Garten hineinwachsen zu lassen, die
Freude am Blumenschmuck am Hause selbst
wiederzuerwecken, die in Schlesien in den
Bauerngärten noch erhalten, in den Städten,
selbst in den sogenannten Villenbauten, wieder
verloren gegangen ist. Darum ist das Haus
hier selbst für eine Veröffentlichung, die den
Garten meint, fast der Hauptton.
Wegfallen mußte natürlich ganz — wir konnten
erst im Mai, höchstens mit dem Graben
im April anfangen — ein Obstgarten oder eine
Andeutung eines solchen. Das war mir persönlich
recht schmerzlich, da mir die Vereinigung
von Obst und Schnittblumen aus meinem
norddeutschen Heimatsdorfe noch freudig in
Erinnerung ist.
Wir legten von Nutzgewächs nur auf der
Küchenseite des Hauses den Küchengarten
an: Kohl, Rüben, Sellerie .... mit Schnittblumen
garniert.
Dicht am Haus ließ ich zwei Beete mit
Zierblumen stehen. Die Eingangsseite, wo
nur ein schmaler Streifen bestehen bleiben
konnte, garnierte ich mit Sonnenblumen.
Das Haus erhielt an Süd-, Ost- und Südwestseite
Spaliere zumeist mit Heckenrosen.
Die Gartenbank war mit Blumenkästen besetzt
, die rote Blumen enthielten, die Töpfe in
den Nischen hatten vorzugsweise blaublühende
Pflanzen. Im übrigen habe ich mich vor
einer gespreizten oder zu prononcierten Anordnung
des Blumenschmuckes zu hüten gesucht
; freilich war ich bemüht, durch Farbenverteilung
: Blumenkästen im Obergeschoß der
Südseite vorzugsweise weiß, Untergeschoß
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