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-^£> DIE LENBACH-AUSSTELLUNG IN MÜNCHEN <££^
franz von lenbach dudelsackpfeifer (1854)
gen auch die scharf beleuchteten Bauernköpfe
von 1860 und 1861. Aber wie sind die schon
gemalt! Vielmehr „gemalt
" als irgend etwas
aus der Pilotyschule
in jener Zeit! Jener,
dem Fürsten von Don-
nersmarck gehörende
Bauernkopf auf blauem
Hintergrunde zum
Beispiel! Der fettige
Glanz des schwarzen
Haares, die feinen Abstufungen
in den leuchtenden
Tönen der sonnenverbrannten
Haut,
die wundervolle Modellierung
des Kopfes
— das alles war nicht
besserzumachen. Und
dann wieder der andere
Bauernkopf aus
demselben Jahre, der
in nächster Nähe
hängt! Der Typus
eines hochfahrenden, franz von lenbach
auf seinen Besitz und seine Klugheit eingebildeten
alten Bauernbürgermeisters!
Die unerreichte Gabe der Charakteristik,
die später Lenbachs Ruhm schuf, zeigt
sich hier schon fast auf voller Höhe.
Daß die, nur vier Jahre früher gemalten,
so ziemlich im Rahmen herkömmlicher
provinzialer Porträtmalerkunst gehaltenen
Bildnisse von Lenbachs Vater und
Stiefmutter von gleicher Hand sein sollen
, will nicht recht einleuchten und
wäre nur erklärlich, wenn der junge
Künstler damals gezwungen sich in
jener Art bewegt hätte. Eine ganze
Menge kleiner Studien aus gleicher
Epoche zeigt ja viel selbständigeres
Sehen und freiere Art zu malen.
Nach der kurzen Weimarer Episode
und den Studienreisen nach Italien und
Spanien nach 1863 ändert Lenbach, an
dessen malerischer Art die Romreise mit
Piloty anscheinend nicht viel geändert
hatte, seinen Vortrag vollkommen. Die
„Alten" haben ihn eingefangen. Er ist
ihnen schon zu Weimar nähergetreten,
namentlich den Niederdeutschen, wie ein
verblüffend gut nachgeahmter,, Hobbema"
oder „Ruysdael" von 1860, Bauerngehöft
im Walde und das 1864 gemalte Bildnis
Josefine Lenbachs, das ganz in Rem-
brandts Art gemalt ist, beweisen. Aber
in der Schule der großen Italiener wird
er anders, weicher, wärmer. Die Lenbachsche
„Faust" haben Bildnisse, wie das Ludwig
tempel der vesta in rom (1858)
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