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^=4^> DIE LENBACH-AUSSTELLUNG IN MÜNCHEN <ös^
FRANZ VON LENBACH
BAUER (1860;
von Hagns, Ludwig Lenbachs (1867) und
Ferdinand von Hornsteins (1869) noch nicht,
aber schon den warmen
Goldton, das täuschende
Leben im
Ausdruck seiner reifen
Werke. Und wie
schnell kommt das
AnderenachlUm 1870
ist der köstliche Lorenz
Gedon entstanden
, der im ersten Saal
hängt, so stark und
frisch, daß ihn keine
spätere Arbeit in seiner
Art übertrifft.
Merkwürdig verschiedenartig
sind die Bilder
der nächsten Jahre.
Lenbach weiß noch
nicht, welchem von
den Alten, die er nun
ohne Maßen zu lieben
beginnt, er eben seine
größte Liebe schenken
soll: Da ist ein Bild
seines Freundes Rudolf
von Seitz in pom-
sonst
desse
pösem Künstlerfestgewande, dem wieder
Rembrandt zu Gevatter gestanden hat
und in zwei mit unglaublicher Verve
hingestrichenen Porträts von Franz von
Seitz ist der kecke, kraftgeniale Vortrag
fast erreicht, den wir etwa am Lautenspieler
oder der Hille Bobbe des Frans
Hals bewundern. Und merkwürdig: auf
diese markantesten Leistungen in der
Nachfolge der Alten folgt eine kurze
Zeit der Reaktion. War sich der Maler
der Gefahr bewußt, in welche sich seine
Individualität begeben hatte, oder waren
andere Einflüsse mächtiger geworden,
Einflüsse der nächsten Umgebung oder
der Auftraggeber — wir finden aus den
siebziger Jahren Bildnisse von einer
ganz andern, zahmem, fast höfisch mondänen
Art. Man weiß, daß Lenbach damals
in Wien Porträts von Angehörigen
der Hautevolee und Haute Finance gemalt
hat und Wiener Luft weht in
diesen Bildern, die Porträts der Frau
von Peterson, Frau von Mouchanoff,
Prinzessin Wittgenstein, Fürstin Kheven-
hüller, Gräfin Kinsky, Gräfin Wolkenstein
, des Grafen Werthern-Beichlingen,
in dem höchst merkwürdigen Porträt des
Herrn von Wertheimstein (1872), in dem
kaum etwas von dem anklingt, was wir
für die Lenbachsche Note halten, ja
n trocken vornehme Art fast an einen -
FRANZ VON LEN BACH
KNECHT UND MAGD VOM HEIMATHOFE
DES MEISTERS (um 1860) ««««
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