http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_13_1906/0030
~^^> DIE LENBACH-AUSSTELLUNG IN MÜNCHEN <^=^
FRANZ VON LENBACH
BAUERNHOF (um 1860)
von Bismarck. Mit
einem markigen Bildnis
des Geheimrates
von Siebold, der in
Spitzhut und Halskrause
, wie ein Ratsherr
aus alter Zeit
aufgefaßt ist, setzt in
der heurigen Ausstellung
die Serie dieser
Bilder hervorragender
Persönlichkeiten ein.
Dann sehen wir in ein
paar Varianten den
Kopf des Herrn K. E.
v. Liphart (1880), der
in Haltung und Ausdruck
ganz besonders
liebevoll studiert ist,
das schöne Künstlerhaupt
Wilhelm Büschs
— leider in einem
Uebermaß von brauner
Lasur ertrunken —
ein Bild Georg Hirths
guten! — französischen Akademiker jener Zeit und aus dessen Besitz eines der ersten und
gemahnen könnte. Stellt man Lenbachs Bilder besten Bismarckporträts, das 1881 in Varzin
der siebziger Jahre zusammen, so wird
man nicht verkennen, daß er in diesem
Dezennium die meisten Wandlungen
durchgemacht, unter den größten Schwankungen
gelitten hat, wenn man so sagen
darf. Er hat sich zwischen Extremen bewegt
, die mit den Namen Frans Hals und
— Heinrich von Angeli fixiert sind und
merkwürdigerweise kam zuerst die starke
Art, seiner späteren Art nahe verwandt,
und dann die schwächlichere und unpersönlichere
. Diese letztere Episode hat
übrigens vielleicht auch ihr Gutes gehabt
: sie hat Lenbachs Empfinden für
die Form, namentlich für die Linien
des Frauenantlitzes verfeinert und seine
spätere Meisterschaft als Frauenmaler
vorbereitet. Jene älteren Lenbachschen
Frauenbildnisse gehören zu den größten
Ueberraschungen, welche die Ausstellung
brachte, waren sie doch hier den
meisten ganz unbekannt. Wir kennen
ihn mehr von der nun folgenden Periode
an, der Periode seiner größten Kraft,
die mit dem Ende der siebziger Jahre
begann. Jetzt hatte er sich gefunden,
jetzt war er der Mann geworden, die
Züge monumentaler Menschen mit monumentaler
Kunst zu verewigen, der
Maler der Großen seiner Zeit, der Maler
des Größten von allen, des Fürsten Otto franzvon lenbach monch(i868)
(3
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_13_1906/0030