Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 13. Band.1906
Seite: 76
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_13_1906/0110
-*-£^> TONI STADLER «(^^

ganz besonders in deutschen Landen, trotz
aller lärmenden Ausländerei der Snobs und
der marktschreienden Redensarten der Herrschaften
vom Markte. Und Anton Stadler
ist einer von denen, die solchen Hunger zu
stillen wissen!

Seine Art, die Natur zu sehen und zu
geben, konnte vielleicht auch darum nicht so
auf Anhieb durchschlagen, nicht so allgemein
zum Enthusiasmus anregen, wie manche andere
, weil sie das Ergebnis einer weit über
das Alltägliche hinaus tiefen und abgeklärten,
künstlerischen und persönlichen Kultur ist.
Man muß den Menschen Stadler eigentlich
von dieser Seite kennen, will man dem Maler
Stadler ganz gerecht werden. Sein Künstler-
tum erschöpft sich durchaus nicht in seiner
Produktion — diese ist sozusagen nur eine
von den Früchten, welche ihm aus jenem
erwachsen und seiner Auffassung nach, die
freilich allzu bescheiden ist, kaum die ausschlaggebend
wichtige. Wenn so Einer sagt:
„Aller Gewinn meines Lebens scheint mir
manchmal darin zu bestehen, daß ich durch
Anlage und Bemühungen gelernt habe, ein
Meisterwerk zu verstehen — daß ich in
seinem Genuß ganz und gar auf mich vergessen
, daß ich „schauen" kann!" — so
fühlt man, daß er keine Phrase redet. Er

ist das gerade Gegenstück zu dem Quidam,
der sagt:

»— ich bin von keiner Schule,
Kein Meister lebt, mit dem ich buhle,
Auch bin ich weit davon entfernt,
Daß ich von Toten was gelernt —«.

Im Gegenteil! Toni Stadler treibt einen
schönen und ehrlich begeisterten Kult seiner
künstlerischen „Ahnen", ja man wird selten
einen mit so viel Dank, Liebe und Bewunderung
von denen reden hören, die sein Wesen
ausbauen halfen, wie ihn. Man wird auch
nicht leicht einen Künstler treffen, der so
allgemein gerecht und verständnisvoll in der
Würdigung aller anderen, der Jungen, der
Alten und der ganz Alten ist, wie er. So
steht er zur Kunst. Und nun die „herzliche,
fast demütige Art der Naturbetrachtung",
wie jüngst jemand sehr schön von ihm schrieb

- das warme, lebensfrohe Temperament des
echten Oesterreichers und wir haben die
Elemente seiner künstlerischen Ausdrucksweise
. Eine leere, oberflächliche, auf billigen
Effekt ausgehende, mit den Schlagwörtern der
Mode rechnende Manier konnte aus diesen
unmöglich werden, es mußte immer ein Etwas
zu stände kommen, das in tieferer Weise zum
Herzen spricht und seine Größe aus der Stille
schöpft. Eine Kunst der Liebe, des Froh-

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