Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 13. Band.1906
Seite: 207
(PDF, 172 MB)
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HUNDERT JAHRE

SCHWEIZER KUNST

In der Baseler Kunsthalle hat — leider nur
* etwa drei Wochen lang — eine hochinteressante
»Jahrhundert-Ausstellung schweizerischer Kunst 1775
bis /875« stattgefunden. Die Bilder waren meist
aus Basler- und Zürcher Privatbesitz geliehen und
ermöglichten eine Uebersicht von der Zopfzeit bis
in die moderne Kunst
hinein; ein wissenschaftlich
wertvoller Katalog
orientierte. Die Anfänge
zeigten die Schweizerkunst
eines J. H. Keller
von Zürich (1692—1755)
in der Nachahmung
Bouchers befangen; auch
Jos. Esperlin (1707 bis
1775) malte nach französischen
Mustern. Sehr
gut war der Maler-Dichter

Salomon Gessner
(1730—1788) mit idealistischen
Landschaften, zum
Teil ä la Claude-Lorrain,
vertreten; von Anton
graff(1736-1813),dem
großen Porträt-Realisten
und Seelenmaler mitten
in einer klassizistischen
Periode, ragten zwei gute
Selbstbildnisse von 1780
und 1806 hervor. Hochinteressant
waren zehn
dilettantische aber temperamentvolle
Militärstücke
von Salomon
Landolt (1741 — 1818),
den Gottfried Keller als
>Landvogt von Greifensee
« so köstlich lebendig
geschildert hat. — Vom
schweizerischen Sittenmaler
Sigmund Freu-
denberger (1745-1801)
waren Serien jener kolorierten
Umrißstiche zu
sehen, in denen sich
pariserische Eleganz mit
schweizerischer Biederkeit
zu liebenswürdig
lebensvoller Harmonie
verbindet. — Der echte
Klassizismus war durch
ein Bild von Angelica
Kauffmann( 1741-1807),
die zugehörige Landschaftsmalerei
durch die

Basler Peter Birmann (1758—1844) und Samuel
Birmann (1793—1847) vertreten. Spezifische Schweizermaler
sind die Basler Karikaturisten Franz
Feyerabend (um 1800), Hieronymus Hess (1799
bis 1850), ferner der ebenfalls in Basel tätige Miniaturist
, Landschafts- und Porträtmaler Marquard
Wocher (1760—1830), der Winterthurer Tiermaler
J. J. Biedermann (1763—1830) und die Berner
Sittenschilderer Gabriel Lory (1763—1840) und
Franz Nikl. König (1765—1832), der letztere stark
französisierend-klassizistisch, weit weniger natürlich
als Freudenberger, sein Vorgänger im Fache
des kolorierten Umrißstiches. — Vom Berner»Katzen-

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raffaeU Gottfried Mind (1768 — 1814) waren 17 der
berühmten Katzenbilder, teils Aquarelle, teils Bleistiftzeichnungen
, zu sehen. Als einen Meister in
der feinen Miniaturmalerei exquisitesten Stiles
konnte man in der Ausstellung den bei Augustin in
Paris gebildeten, an treffender Charakteristik diesem
aber überlegenen Basler Friedr. Ochs (1782— 1844)
kennen lernen. In die Kreise der Nazarener führten
der Landschafts-, Historien- und Genremaler Ludwig
Vogel von Zürich (1788—1879), von dem ein

ausgezeichnetes Familienbild
da war, ferner die
bekannte Basler und Münchner
Mäcenatin Emilie
Linder (1791 —1867) und
- als Nachzügler — der
Maler religiöser Bilder
P. v. Deschwanden
(1811 — 1881). Aus der
Zeit der Orientmalerei
stammten Bilder von
Friedr. Horner (1802
bis 1864) und J.J. Frey
(1803—1865). — An der
Schwelle der modernen
Kunst stehen die vorzüglichen
Porträtisten J.
Fr. Dietler (1804-1874)
und F. X. Winterhalter
(1806—1878), der
letztere allerdings nur ein
Schweizer Nachbar (gebürtig
aus dem Schwarzwalde
). Noch merkt man
bei allen diesen, wo sie
hinblickten, wenn sie
malten: Paris war ihre
hohe Schule: Dietler ist
bei A. J. Gros gebildet
worden, Winterhalter der
Maler der Pariser Gesellschaft
des zweiten Kaiserreichs
gewesen. Dazwischen
gab es immer
eigenartige Lokaltalente
dritten und vierten
Ranges wie J. J. Neustück
(1800—1865) und

constantin GuiSE

(1811 — 1858) in Basel.
Sie rangen aber noch
nicht schwer nach eigenem
Ausdruck. Der älteste
der selbständig Modernen
ist der Landschafter
J. G. Steffan
(1815—1905); der in Antwerpen
gebildete Aug.
Weckesser(1821-1899)
suchte nach dem großen
historischen Stil. Der noch lebende bedeutende Landschafter
Rob. Zünd ist ein Jahrgänger Böcklins.
Von letzterem waren eine »Pietä« und der »Römerzug
in die Campagna« zu sehen. Ein Naturalist, welchen
man wohl nicht unrichtig den »schweizerischen
Courbett genannt hat, obschon er ganz selbständig
zum Pleinairismus gelangt ist, war Frank Buchser
(1828-1890). Natürlich waren auch der Tiermaler
Rud. Koller (1828—1905), die Genremaler Konrad
Grob (1828—1904), Benj. Vautier (1829 bis
1898) und Albert Anker (geb. 1831), der Historienmaler
Ernst Stückelberg (1831 —1903) und
der Landschafter Ad. Stäbli (1842—1904) mit

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