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-p^> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN <ö^~
ebenso empfindungstiefen wie anschauungsklaren
Wandbilder im Treppenhause des Neuenburger Museums
einen Namen gemacht. Die für Lausanne
bestimmten Darstellungen übertreffen nun die Neuenburger
Werke an Einfachheit des Aufbaus und an
Prägnanz des künstlerischen Ausdrucks. In der malerischen
Technik sind sie mit vollem Bewußtsein
den kühlen Tönen der italienischen Fresken der
Frührenaissancezeit angenähert und stimmen ihrem
ganzen Wesen nach, das modernes Empfinden geschickt
mit dem wahrhaft Freskomäßigen
vereinigt, am meisten zu
den Werken Puvis de Chavannes' im
Pantheon zu Paris und im Palais
St. Pierre zu Lyon. Die Robert'schen
Kompositionen stellen zwei Verherrlichungen
des Rechtes dar: >die Gerechtigkeit
, die den Streit schlichtet»,
und »die Gerechtigkeit, die den Frieden
auf die Erde führt«. Es sind also
Symbolisierungen, aber als solche
durchaus verständlich, die erstgenannte
Darstellung wohl noch unmittelbarer
als die zweite. Außer den
großen Bildern hat P. Robert eine Anzahl
kleinerer Panneaux geschaffen,
welche über den Türen eingelassen
werden sollen; auch sie sind in Erfindung
, Auffassung und Darstellung
durchaus eigenartig, sowie durchaus
groß und vornehm dekorativ. — Diese
Lausanner Wandbilder werden, mit
denen ihres Schöpfers in Neuenburg,
ferner mit Böcklins Treppenhausfresken
im Basler Museum und den
leider zu wenig bekannten, aber ganz
wundersam gelungenen Wandmalereien
Hans Sandreuters im Saale
der Basler Schmiedenzunft, das bedeutendste
sein, was die Schweizer
Monumentaldekoration zu zeigen hat.
Sie darf tatsächlich auf die genannten
Werke, auch dem Auslande gegenüber
, stolz sein. g.
1Z" ARLSRUHE. Das wichtigste künst-
lerische Ereignis der letzten Wochen
war die große, von Frankfurt
hierher transferierte »Wilh. Stein-
hausen-Ausstellung< im Badischen
Kunstverein, zur Feier des sechzigsten
Geburtstages des großen Meisters. Die
ungeteilte Anerkennung, die die Werke
des echt Deutschen, seelen- und gemütvollen
Künstlers hier fanden, dokumentiert
sich am besten dadurch,
daß mit das Hauptstück dieser Ausstellung
, die große »Erblindung des
Paulus< von 1905, ein Werk von fast
Rembrandtscher Tiefe der Auffassung
und des Kolorits, für die Großh. Gemäldegalerie erworben
wurde. Sonst gab es noch eine Ausstellung
von über 100 Werken lebender Straßburger Künstler,
worunter sehr beachtenswerte, zum Teil in französischer
Manier gehaltene Stücke, Kollektionen
von Prof. Max Lieber, Albert lang-Chiemsee
undTH.esser-München, bekanntlich beide geborene
Karlsruher, Prof. H. v. Volkmann, Prof. Friedr.
Fehr und von Höppener-Fidus, alle von längst
bekannter künstlerischer Qualität, denen sich Hans
Meid, W. Strich-Chapell, H. Schroedter
und Paul Segisser — der besonders durch
eine Schwarzwaldlandschaft von feinster künstlerischer
Empfindung exzellierte
schlössen.
würdigst an-
DRESLAU. Lebhaftes Interesse erregt hier der
Plan, im Sommer 1907 zugleich mit dem in
Breslau stattfindenden allgemeinen deutschen Sängerfest
eine große Kunstaustellung zu veranstalten. Der
Delegiertentag der Deutschen Kunstgenossenschaft
hat soeben einen dahin zielenden Beschluß gefaßt.
In Breslau selbst sind die Vorbereitungen zu dem
max liebermann altmännerhaus
Deutsche Jahrhundert-Ausstellung Berlin 1906
Unternehmen bereits seit längerer Zeit im Gange.
Die Provinzialverwaltung hat sich prinzipiell bereit
erklärt, die oberen Räume des Museums der bildenden
Künste für die Ausstellung herzugeben. —
Im Museum wurde der Nachlaß des Porträtmalers
Max Krusemark ausgestellt, des Künstlers, der
übrigens zuerst den oben erwähnten Plan angeregt
hat. — Bei Lichtenberg waren die von der Arnold-
schen Kunsthandlung in Dresden zusammengebrachte
Sammlung moderner Zeichnungen, die Radierungen
und Aquarelle Willy Rudinoffs, sowie Werke von
Herkomer, Dettmann, Philipp Franck, Peter
Paul Müller, Peter Bayer (Karlsruhe) u. a. zu
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