Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 13. Band.1906
Seite: 372
(PDF, 172 MB)
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DIE FRÜHJAHR-AUSSTELLUNG DER MÜNCHENER SEZESSION

richard pietzsch visby auf der insel gotland in schweden

Frühjahr-Ausstellung der Münchener Sezession

eine unglaublich kühn und großzügig, offenbar
in wenig Augenblicken hingesetzte Studie
„Altes Schloß" bei, Oskar Graf ein paar
Landschaften, „Stadt am Wasser" und „Weiher
im Wald", sowie ein Viehstück von warmem
tiefen Email der Farbe.

Im Plastik-Saale ist die schöne Nachlaßausstellung
von August Hudler aufgestellt, einem
Künstler, den, wie so manchen unserer besten
jungen Bildhauer in den letzten Jahren, viel
zu früher Tod aus einem gesegneten Schaffen
herausgerissen hat. Aus einem merkwürdig
reichen Schaffen, das sich an alle Aufgaben der
Plastik wagte. Was für ernste und edle Kunst
ist der „Dengler", den unsere Glyptothek besitzt
, ist der „Träumer", ist der „Ruhende
Mann", sind die eigenartig schlanken, jugendlichen
Gestalten des Narziß, der auf die Stimmen
der Echo horcht, der Adam, der den Geheimnissen
des Lebens im Bau einer Blüte nachforscht
, das eindrucksvolle „Ecce homo", der
Bogenschütze in der kühnen Seltsamkeit seiner
Linie! Von ähnlicher Ueberlänge und Ueber-
schlankheit wie letzterer ist die Gestalt des
jungen David, eine stehende Figur von mehr
als Lebensgröße, gesehen fast wie von einem
Gotiker und doch nicht eigentlich stilisiert.
Aber auch bewußten Stil handhabte Hudler
mit Gewandtheit und Geschmack, wie das
große Majolikarelief „Schmerzensmann", die
noch bessere „Madonna" in gleichem Material
und ein Kruzifixus aus Bronze auf eichenem

Kreuz beweist. In allem sieht man die vornehme
und richtig abgemessene Vereinigung
von Natur und Kultur, die in der Plastik
Grunderfordernis ist, wichtiger noch, als in
jeder anderen Kunst! Gute, auch in deräußeren
Ausführung, der Behandlung von Stein und
Bronze vorzüglich gelungene Büsten sind von
Alfred Lörcher(Stuttgart), andere verdienstvolle
Bildnisarbeiten von Rudolf Schwarz,
Jos. Fassnacht, August Heer, Otto Tillkes,
Paula Wimmer, Minnie Goossens, Ernst
Wagner und Georg Schwegerle. Der
letztere hat u. a. das Porträt der Schriftstellerin
Margarete Beutler als äußerst lebendige Maske
und ihr Profil in Plakettenform modelliert.
Wertvolle Plaketten und Medaillen haben außerdem
Fritz Hörnlein in Dresden und Paul
Sturm in Leipzig ausgestellt und Meyer-
Pyritz (Steglitz) schickte zwei vortrefflich
beobachtete Dackelgruppen in Bronze.

Unter den dreihundert Objekten dieser Ausstellung
ist kaum eines, das der Beachtung
nicht wert wäre und da ein so großer Teil
der schönen Arbeiten außerdem, wie gesagt,
von bisher noch fast nicht gekannten Künstlern
stammt, darf München mit ganz besonderer
Genugtuung auf die heurige Frühlingskunstschau
blicken. Bis dato ist diese Veranstal-
tungimmernoch eineSache, die denMünchnern
keine der konkurrierenden deutschen Kunststädte
nachmacht!

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