http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_13_1906/0481
-^s£> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN <^=^
Lunge eignet, notwendig zum Oberrichter ernannt
werden muß. Man könnte paradox sein
und sagen: wie den Künstler das Gefühl für
die Zustände, so macht den Kritiker dasjenige
für die Abstände aus. Und so lange wir
das Bedürfnis nach Ordnung und Klarheit
in Geistes- und Sinnesangelegenheiten haben,
so lange wir die Dinge natürlich nehmen
und die öffentliche Kritik nicht als falsch-
züngiges Orakel mit geheimer und fürchterlicher
Macht ansehen, sondern einfach als
ein Menschenwerk mit Fehlern wie Vorzügen,
so lange werden wir sie schon mit in den
Kauf nehmen und nach Vermögen nützen
müssen.__
GEDANKEN ÜBER KUNST
Das Wesen der Größe ist aber auf allen Stufen
dasselbe: daß man aus dem Vielfältigen der Sichtbarkeit
das Eine heraussieht, in dem die entscheidende
Bedeutung steckt. Das andere braucht man nicht
fallen zu lassen, aber es soll sich so weit unterordnen
, daß die führende Stimme klar heraustönt.
Es ist gleichgültig, was es sei, ein bloßer Kopf oder
eine Historie: immer müssen diese Verhältnisse der
Neben- und Unterordnung gewahrt bleiben und das
Auge fähig gemacht sein, unmittelbar und leicht
das Wesentliche zu fassen. Heinrich Wöiffiin
f aus »Die Kunst Albrecht Dürers«
VON AUSSTELLUNGEN
UND SAMMLUNGEN
DERLIN. Das Künstlerhaus bringt eine Ausstellung
Weimarischer Künstler, die eine Ueberraschung
enthält: Die Arbeitendes Landschafters Max Merker,
der, wie es scheint, in seinen Anfängen unter dem Einfluß
des jüngst entdeckten Karl Buchholz gestanden,
später sich vielleicht an Hagen angeschlossen hat.
Jedenfalls bezeugen einige aus den achtziger Jahren
des vergangenen Jahrhunderts stammende kleinere
Landschaften des Künstlers, wie >Vorfrühling in
Ettersburg«, »Frühlingstag in Tröbsdorf«, >Oktober-
tag bei Lübeck«, »Blick auf Lübeck« und das größere
Bild »An der Stadtmauer«, daß er ein guter Maler
ist, etwa im Sinne der Barbizonschule, und daß er
ein feines Naturgefühl besitzt. Seine späteren Bilder
wirken weniger gut, weil der Maler seine alte Anschauungsweise
aufgibt, ohne sich doch in die neue
pleinairistische hineinfinden zu können. Er erscheint
wenigstens unsicherer. Sein großer >Tempel der
Concordia bei Girgenti« hat gewiß vortreffliche
Momente, läßt aber die schöne Einheitlichkeit der
früheren Arbeiten vermissen. In diesen erscheint
Merker nicht viel geringer als Karl Buchholz in
den hier vorhandenen beiden Bildern. Nächst Merker
beansprucht hier Theodor Hagen die stärkste Bewunderung
, der es an Frische und Beweglichkeit
noch mit allen jungen Malern aufnimmt. Wie schön
hat er in seinem „Waltershof an der Elbe" und in
dem „Hamburger Hafen" die Atmosphäre der Waterkant
getroffen ! Wie hell und farbig sind diese neuen
van mestrovic
Frühjahr-Ausstellung der Wiener Sezession
403
am brunnen des lebens
51*
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_13_1906/0481