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PERSONAL-NACHRICHTEN
DÜSSELDORF. Albert Baur f. Unter den alten
Herren der Düsseldorfer Künstlerschaft hat der
Tod in den letzten Jahren arge Umschau gehalten und
nun mußte ihm auch nach langem, zähen Sträuben
am 7. Mai der Historienmaler, Professor Albert Baur
folgen. Sein Verlust ist umso schmerzlicher für Düsseldorf
, als die rheinische Kunststadt in ihm sowohl
einen der bestgeschultesten und gewissenhaftesten
Künstler einer angesehenen Epoche, wie auch einen
der liebenswürdigsten Menschen, die je in ihren
Mauern die Palette gehalten haben, verliert. Die
Zeit, wo alle Welt seinen Werken zujubelte, war zwar
dahin, ein anderes Geschlecht inzwischen herangewachsen
, aber das, was seine Schöpfungen an ewig
Unvergänglichem in sich bargen, hat auch den
Nachgeborenen mit der ganzen zwingenden Kraft
wahrhaftig und echt empfundener Kunst Achtung
und Anerkennung abzuringen gewußt. Und so wird
er immer als einer derjenigen deutschen Künstler
dastehen, deren Werken bleibende Geltung gesichert
ist. Albert Baur wurde am 7. Juli 1835 in Aachen
geboren. Nach Absolvierung des Gymnasiums bezog
er die Universität Bonn, sattelte aber schon vor
Beginn der gelehrten Studien um und ließ sich von
Wilhelm Sohn für die Akademie vorbereiten. Hier
wurde er in der Malklasse von Carl Ferdinand Sohn
ausgebildet. Doch setzte er seine Studien als Privatschüler
von Josef Kehren, dem die Weiterführung
der Freskenfolge von Alfred Rethel im Rathause zu
Aachen übertragen war, noch fort, um sie schließlich
auf der Münchener Akademie bei Moritz von
Schwind zu beenden. Nachdem er zwei Jahre der
Schüler Schwind's, der damals auf der Höhe seines
Ruhmes stand, gewesen war, kehrte er im Jahre
1863 nach Düsseldorf zurück. 1865 wurde dem früh
bekannt Gewordenen eine Professur an der Kunstschule
in Weimar angeboten, doch folgte er dem
wiederholten Rufe erst sechs Jahre später, nachdem
er größere Studienreisen nach Frankreich, den Niederlanden
und nach Italien unternommen hatte.
Glückliche Erfolge hatten den jungen Künstler, dem
es auch im späteren
Leben an Ehrungen
und Auszeichnungen
nichtgefehlthat,
bis hierhin begleitet.
So gewann er u. a.
mit einem nach Prag
gesandten Karton
>Otto III. wird als
Leiche über die Alpen
gebracht«, den
Preis der Verbindung
für historische
Kunst und ferner
eine Konkurrenz für
die Ausmalung des
Schwurgerichtssaales
in Elberfeld mit
einem >Jüngsten
Gericht«. Während
seiner Wirkkamkeit
in Weimar entstanden
viele Staffeleibilder
, deren Motive
hauptsächlich der
römischen Kulturgeschichte
entnommen waren, wie >Paulus predigt
zum ersten Male in Rom«, ein Bild, das sich mit
einem anderen >Otto I. an der Leiche seines Bruders
Tbankmar« in der Galerie zu Barmen befindet
. 1874 kehrte Baur für immer nach Düsseldorf
zurück und setzte hier seine fruchtbare Tätigkeit fort.
Aus der großen Zahl seiner Schöpfungen seien nur
die monumentalen Wandbilder für den Gürzenichsaal
in Köln, für das Textilmuseum der Gewebeschule
in Krefeld, für den Rathaussaal in Düsseldorf und
für das Treppenhaus des Rathauses in Aachen erwähnt
und nicht zuletzt das prächtige Bild Christliche
Märtyrer« in der städtischen Kunsthalle zu
Düsseldorf, ein Werk, das wegen seines hohen,
sittlichen Ernstes und der gediegenen malerischen
Behandlung immer zum stolzesten Besitze dieser
Galerie zählen wird. b.
albert baur
+ 7. Mai 1906
CURT HERRMANN STILLEBEN
Ausstellung der Berliner Sezession
Redaktionsschluß: 17. Mai 1906
Für die Redaktion verantwortlich: F. Schwartz
Verlagsanstalt F. Bruckmann A.-G. — Druck von Alphons Bruckmann. —
Ausgabe: 31. Mai 1906
Sämtlich in München
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