http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_13_1906/0593
FRITZ ERLER BILDNIS
Ausstellung der „Scholle", Glaspalast 1906
DIE „SCHOLLE" IM MUNCHENER GLASPALAST 1906
Von Fritz von Ostini
Auch die „Scholle" hat ihre Gegner — es
wäre schlimm für sie, wenn sie keine
hätte. Aber auch die Gegner dieser kühnen
und kräftigen Malergruppe werden ihr Eines
sicherlich zugestehen müssen: daß sie sich
in deren Ausstellungssälen nie gelangweilt
haben ! Während heute auch die besten großen
Ausstellungen für die Mehrzahl der kultivierteren
Besucher immer ermüdender, immer
gleichförmiger und gleichgültiger zu werden
beginnen in ihrer Ueberfülle oft gesehener
Dinge, hat die Scholle ihren Darbietungen,
wo immer sie aufgetan waren, noch stets
den Reiz der Frische und Neuheit zu wahren
verstanden. Denn da ist immer Kampfstimmung
und Jugend! Und da herrscht nie das
Gestrige und die platte Spekulation! Eine
selbstherrliche goldene Rücksichtslosigkeit ergötzt
den Gourmet, verblüfft das Publikum,
verwirrt den Philister und entsetzt den Banausen
. Sie geht auch gelegentlich weiter,
als nötig wäre, sie läßt sich vielleicht auch
einmal hemdärmelig im Schweiß der Werkstatt
sehen, statt reife Frucht der Arbeit darzubieten
. Aber wer den Willen dieser tapferen
Schar verstanden hat, wird darüber nicht
unglücklich sein. Ihr gilt das als Ausstellungswert
und repräsentabel, was in reiner
künstlerischer Absicht geschaffen wurde und
sie wertet das Gelingen einer Arbeit nicht
nach der erreichten Gefälligkeit des Bildes,
sondern sie mißt es an der Größe der gestellten
Aufgabe. Dieser Maßstab wird freilich
der überwältigenden Mehrzahl der Ausstellungsbesucher
nicht zugänglich sein, ja
in manchen Fällen wird er auch von den
tiefer Blickenden nur denen zur Verfügung
stehen, die mit den betreffenden Künstlerindividualitäten
zufällig näher vertraut sind.
Beispielsweise den Studien Max Feldbauers
Die Kunst für Alle XXI. 22. 15. August 1906.
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