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^=4so> DIE „SCHOLLE" IM MÜNCHENER GLASPALAST 1906 <^=^
in den Linien. Wie Lenbach seine Porträts für
die dunklen, farbensatten, mit prunkenden
Stoffen und funkelnden Geräten ausgestatteten
Gemächer seiner Geschmacksrichtung geschaffen
hat, derart, daß sie immer in solcher
Umgebung kostbar wie Juwelen wirken mußten,
so malt Erler die seinigen für die lichten, hohen,
mit Ziergegenständen nicht überladenenWände,
wie sie das Ideal der neuen Wohnungskunst
sind, malt sie ganz einfach mit festen Strichen
und breiten Flächen und hält das Kennzeichnende
einer Menschenerscheinung mit einer
Sicherheit fest, die ihn in die erste Reihe,
wenn nicht auf den ersten Platz unter unseren
jüngeren Bildnismalern stellt. Er hat malerische
Ausdrucksmittel von stärkster Eigenart
, einen flüssigen, leichten und doch energischen
Stil, der einem auch seinem Bildnisse
gegenüber nicht vergessen läßt, daß ihn der
große Zug seines Talents auf den dekorativen
Schmuck breiter Wandflächen hinweist.
Mit dem vielbeschrieenen impressionistischen
Klischee hat diese, nichts destoweni-
ger moderne Eindrucksmalerei nichts zu
tun. Künstlerische Ahnen Erlers sind überhaupt
schwer zu entdecken. Vielleicht ist
Velasquez mit darunter? In Strich und Farbe
erinnert die Dame mit Gitarre an ihn, überhaupt
eine gewisse Bevorzugung kühler, grauer
Töneinmanchen Bildnissen. Dannaberschwelgt
er wieder in glühenden Farben, wie in dem
Porträt der schönen lächelnden Frau bei Lampenlicht
^. Abb. S.505), von dem Farbenbacchanale
des Noah (s. Abb. S. 519) gar nicht zu reden. Von
besonders schönem und vornehmem Klang ist
das Bildnis von des Künstlers Gattin in weißem
Hut vor blauem Vorhang, nicht minder eigenartig
das fast überlebensgroße Bild der gleichen
508
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