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-^4^> DIE „SCHOLLE" IM MÜNCHENER GLASPALAST 1906 <^=^
Bilder sind überaus stark persönlich, sie tragen
den Stempel des seelischen Erlebnisses ganz
unverkennbar aufgeprägt und die Gestalten,
die über die Engadiner Frühlingsmatten Erich
Erlers schreiten, sind nicht beliebige und gleichgültige
Modelle, sondern sprechen uns an, wie
Menschen, die ihre merkwürdige Geschichte
haben und machen uns nachdenken über diese
Geschichte. So ist das junge Weib, das mit
dem Frühlingsblumenstrauß über die Wiesen
geht (s. Abb. S. 522), so sind die „Hochlandsjäger
" (s. Abb. S. 528), die in modisch phantastischer
Ausrüstung mit ihrer Alpenhasenbeute
durch den Schnee stapfen und so ist ganz
besonders der „Taugenichts" (s. Abb. S. 513),
ein Wanderer im Frühling, dem zwei Stare
auf den Arm geflogen sind, und der offenbar
wie Jung-Siegfried ihre Sprache versteht und
mit ihnen plauscht. Daß der dichterische Zug
in Erich Erlers Schaffen sich auf Kosten der
malerischen Arbeit breit machte, wird keiner
sagen können; der junge Maler wird auch in
ihr immer sicherer und selbständiger. Er
hat sich in ungewöhnlich kurzer Zeit seinen
eigenen Stil erobert. Nicht ohne schweren
Kampf vielleicht: denn er hat eine starke
Wesensverwandtschaft mit seinem Bruder, und
die hat man früher oft auch an seinen Arbeiten
deutlich gespürt - früher. Jetzt geht Erich
Erler seine eigenen Wege!
Wie er, hat auch Reinhold Max Eichler
heuer lauter Frühling gemalt, darunter sogar
ein Frühlingsbild mit dem gleichen fahlen
Wiesenboden, auf dem rosenfarbige Mehl-
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