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-*==^> PERSONAL-NACHRICHTEN <j^p~
EDMUND HARBURGER
f 5. November 1906
detes junges Mädchen, unter
Waldesdache bei einer Lichtun
schöpft sich Oßwalds Können zu
sprühendem Leben.
Die Vielseitigkeit
des Künstlers, der
sich in früheren
Werken zufällig mit
Münchener Typen,
wie Philipp Klein,
berührt, erhellt aus
einem Direktoire-
bilde, an dem sich
erkennen läßt, daß
sich auch solche
Aufgaben mit Aufwand
von malerischem
Vermögen
lösen lassen, und
aus einer flott hingestrichenen
Porträtskizze
eineralten
Frau. DasBesteaber
ist zweifelsohne eine
Gruppe, ein Mann
und ein halb beklei-
dem sommerlichen
g gelagert. Hier er-
einer Impression von
Hermann Kesser
PERSONAL-NACHRICHTEN
V/IÜNCHEN. Edmund Harburger ist am 5. No-
vember in München im Alter von 61 Jahren
gestorben. Seit Jahren war er
voneinem Gichtleiden schwerster
Art heimgesucht, das freilich
weder seinen lichten Humor
, noch seine Schaffenskraft
stören konnte. Nur mit
zwei Fingern vermochte seine
kranke Hand mühsam den
Stift zu fassen — aber seinen
Schöpfungen kannte dies niemand
an. Harburger war einer
der populärsten Erscheinungen
im Münchener Kunstleben
und hat sich bis zu seinem
Ende auf voller künstlerischer
Höhe behauptet als Maler und
als Zeichner der ^Fliegenden
Blätter<, die wohl im Laufe
langer Jahre viele Tausende
seiner famosen Zeichnungen
zur Freude ihrer Leser gebracht
haben. Harburger besaß
da die Gabe eines aus
echter innerer Heiterkeit entsprungenen
, harmlos lustigen
Humors, der nicht verletzte,
aber unfehlbar das Komische
einer Erscheinung traf und
diese Erscheinung hat der virtuose
Zeichner dann nie grotesk
übertrieben, sondern nur,
fast immer in der Grenze des
Möglichen bleibend, scharf
charakterisiert. Harburgers
Bauern, Kneipgesellen, Kom-
merzienräte, Schnorrer, Spieß
bürger, Professoren, Protzen
aller Art waren immer gesehene
, lebendige Menschen.
Eine hochentwickelte Zeichenkunst
gab den Arbeiten auch
feinsten malerischen Reiz. So
REINHOLD BEGAS « KNABE MIT URNE
stand Harburger in erster Reihe unter den deutschen
Humoristen des Griffels. Aber auch der Maler Harburger
stand auf einer hohen Stufe. Als Zwanzigjähriger
(er wurde am 4. April 1846 zu Eichstätt geboren
) kam er an die Münchener Akademie, wo er
die Schulen von Raupp und Lindenschmit besuchte.
Seine wahren Meister sind aber wohl die Teniers und
Ostade in der Alten Pinakothek gewesen und fast
nicht wie ihr Schüler, sondern wie ein ebenbürtiger
Genosse steht er in seinen prächtigen Bauern- und
Schenkenbildern da, in denen er köstlich gemalte
Interieurs mit meisterlich charakterisierten Menschentypen
verbindet. Seine Farbe ist bei größter Einfachheit
der Palette, von wundervollem Email, warm
und tief, mit besonderer Meisterschaft hat er das
Weiß behandelt und die Stillebenteile gemalt. Als
Mensch war er von liebenswürdigster Bescheidenheit
und von den Kollegen aller Richtungen gleich
hoch verehrt. Im Münchener Kunstleben gehörte er
der Luitpoldgruppe an.
DERLIN. Der Bildhauer Louis Tuaillon über-
nimmt an der Berliner Akademie die Leitung
eines neuen Meisterateliers für Plastik.
DERLIN. Aus der Ernst Reichenheim- Stiftung,
für junge befähigte Maler aus den höheren Semestern
der Hochschule für die bildenden Künste
ohne Unterschied der Konfession bestimmt, wurde
je ein Stipendium von 600 M. den Malern J. Czar-
necki (Posen) und WALTERMiEHE(Berlin) verliehen.
pvRESDEN. Der Münchener
*^ Bildhauer Prof. Hermann
Hahn hat einen Ruf an die
hiesige Akademie bekommen.
JV/I ÜNCHEN. Der Prinzre-
gent hat dem Präsidenten
der Münchner Künstlergenossenschaft
K. A. von Baur und
dem Bildhauer Jak. Bradl
den Professortitel verliehen.
/GESTORBEN: in Frank-
furt a. M. der Bildhauer
und Architekt Georg Dielmann
im Alter von 56 Jahren;
in Barbizon der Landschafter
Ferdinand Chaigneau im
Alter von 76 Jahren; am 5. November
der norwegische Maler
und Radierer Fritz Thaulow
im Alter von 59Jahren, bekannt
besonders durch die mit großer
Virtuosität gemalten Bilder
aus dem Hafen- und Küstenleben
. Aus der Schule Gudes
in Karlsruhe hervorgegangen
gewannen besonders die französischen
Impressionisten
Pissarro und Monet Einfluß
auf ihn. Die Münchener Pinakothek
und Berliner Nationalgalerie
besitzen Werke von
ihm. (S.auch > Kunst für Alle«,
Jahrg. XIII, Heft 9 und Jahrgang
XVI, Heft 14); am 15.Oktober
in Budapest der Bildhauer
Lajos György Ma-
trai; in München im Alter
von 55 Jahren der Genremaler
Gustav Laeverenz.
Redaktionsschluß: 13. November 1906 Ausgabe: 29. November 1906
Für die Redaktion verantwortlich: F. Schwartz
Verlagsanstalt F. Bruckmann A -G. — Druck von Alphons Bruckmann. — Sämtlich in München
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