Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 16. Band.1907
Seite: 65
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-^-4^> ANDREAS AUBERT: GERHARD MUNTHE <ö^~

gerhard munthe-lysacker aquarell: wellenpferde

GERHARD MUNTHE UND SEINE ARBEIT FÜR DIE KUNSTLERISCHE

KULTUR NORWEGENS

Von Andreas Aubert, Kristiania*)

Selbst in unserm kalten Norden kommt es
vor, daß Felder, die tiefes Erdreich haben
und nach der Sonnenseite liegen, doppelte
und dreifache Heumahd in einem Sommer
geben.

Mit solchem ergiebigen Acker dürfen wir
die Generation unserer norwegischen Künstler
vergleichen, die ihre erste Ernte in den siebziger
Jahren brachte, und die späterhin neuen,
reichen Ertrag geliefert hat. Es ist die Generation
, die ihre beiden kräftigsten Typen in
Erik Werenskiold und Gerhard Munthe
besitzt.

Die norwegischen Künstler, die um die
Mitte des vorigen Jahrhunderts geboren waren,
erlebten in ihrer Jugend den Spätsommer
der nationalen Romantik, als die nordischen
Dramen Ibsens und Björnsons ihre breiten
Laubkronen in unserer Dichtung ausbreiteten.
Und wenn die Strömungen im Geistesleben
nicht so jäh gewechselt hätten im
übrigen Europa wie im Norden — so wäre
die Malerei nach den Gesetzen historischer
Entwicklung ohne Zweifel der Spur der Dichtung
gefolgt und hätte in kräftigen, großzügigen
Darstellungen ein nationales Drama
geschaffen. Die besten jener jungen Künstler

*) Zuerst in norwegischer Sprache veröffentlicht in
dem kulturhistorischen Sammelwerk „Norden i 1902".

hatten die Vorstudien schon fertig. Einer ihrer
begabtesten Vorkämpfer, Eilif Peterssen,
hatte Aufsehen erregt durch sein Gemälde
„Christian II. von Dänemark verurteilt Torben
Okse zum Tode". Da kam plötzlich der Umschlag
durch Ibsen, Björnson, Brandes und
durch die Weltbewegung jenseits der Grenzen
unseres Landes.

Wie tief das Erdreich war und wie keimerfüllt
die Luft bei der Begegnung der neuen
Gedanken mit den Jugendidealen der Spätromantik
, das hat keiner in reicherem Maße,
in vollendeterer Form bewiesen als Erik
Werenskiold in seinen Illustrationen zu den
norwegischen Volksmärchen, die Asbiörnsen
und Moe gesammelt hatten. Ein junger Mann,
noch nicht fünfundzwanzigjährig, hat er
draußen in der Fremde, in München - - unsere
junge norwegische Darstellungskunst zur nationalen
und künstlerischen Höhe des klassischen
Inhalts jenes Volksbuches emporgeführt.
Und bei dieser Arbeit fand er die stärkste
Sympathie bei Gerhard Munthe. Gemeinsame
Jugendeindrücke, gemeinsame Lebensverhältnisse
und Gedankenrichtungen hatten
diese beiden jungen Beamtensöhne aus dem
östlichen Norwegen zu vertrautem Umgang
schon früh eng verbunden. Und eben diese
beiden Künstler begegnen uns wieder um
1900 in gemeinsamer Arbeit als Illustratoren

Dekorative Kunst. X. 2. November 1906.

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