Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 16. Band.1907
Seite: 363
(PDF, 139 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_16_1907/0377
-ss-4^> HAUS KORFF IN LAAGE <ö^~

tum. Die kräftigen, roten Dächer sehen über
die weiße Mauer. Zuweilen unterbricht ein
mächtiges, weißes Holztor, das mit Eisen beschlagen
ist und dadurch ein Ornament erhält,
die Mauer. Dann sieht man den tempelartigen
Eckpavillon, mit dem das Inspektorhaus an
die Einfahrt grenzt, mit dem hohen, spitzen,
roten Dach, ruhend auf weißen, gedrungenen
Säulen. Die Fenster der Dorfhäuser sind
mit viel Geschmack für aparte Abwechslung
angebracht. Sie sitzen dicht unter dem Dach,
ein anderes Mal dicht am Erdboden, oder sie
sind im hochgeführten Giebel angebracht. Die
Form wechselt, bald länglich, bald schmalhoch.
Immer aber haben sie eine Einfassung, eine
Art Rahmen in Weiß. Zuweilen ist ein solches
Fenster ganz frei in die Fläche eingesetzt.
Breite, grüne Fensterläden ergänzen die
Schmuckwirkung. Immer aber bleibt die ruhige
Flächenwirkung der Fassade, reizvoll gegliedert
, zuweilen durch Fachwerk, bestehen,
wodurch der Eindruck ruhig und anheimelnd
ist. Keine künstliche, sondern eine aus dem
Bedarf und dem Gebrauch sachgemäß entwickelte
Schönheit, die darum bleibt, wenn
auch die Anschauung wechselt. Formen, die
hier hereinpassen und liebevolles Versenken
in die Notwendigkeiten verraten. Formen,
die die Selbstverständlichkeit einer dekorativen

Bewegung dokumentieren. Denn das Land
erfüllte diese Forderungen praktisch, ehe man
sie theoretisch kannte. Die Kunst kehrt hiermit
also zu ihrem Ausgangspunkt zurück und
schafft bewußt, wo früher primitive Instinkte
wirksam waren.

*

Um einen solchen Komplex weitgreifender
und komplizierter Anlagen richtig durchzuführen
, dazu gehört eine lange Erfahrung.
Man spürt dieses genaue Verständnis an
vielen kleinen Dingen, deren Aufzählung zu
weit führen würde.

Dieses Berücksichtigen der praktischen
Dinge, der wirtschaftlichen wie der technischen
, die sowohl einer intensiveren Oeko-
nomie wie der eigenen Bequemlichkeit dienen,
werden wohl zuerst dazu beitragen, den neuen
Ideen Eingang zu verschaffen in Kreisen, die
sich sonst um das Künstlerische nicht sonderlich
kümmern. Dieses Künstlerische ist uns
jedoch die Hauptsache; es gelingt Paul Korff,
beides in einer Weise zu vereinen, die sachlich
einwandfrei und künstlerisch gediegen
genannt werden muß.

Dieses ist das wichtige, allgemein interessierende
Moment: Die dekorative Kunst,
eine bis dahin städtische Bewegung, greift

HAUS KORFF IN LAAGE EINGANG AUF DER NORDSEITE

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