Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 17. Band.1908
Seite: 2
(PDF, 165 MB)
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Varia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Public Domain Mark 1.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_17_1908/0020
-sr4^> FRITZ VON UHDE <ö^~

F. VON UHDE

DIE CHANTEUSE (1880)

an sich einer mehr „dogmatischen" Freilichtmalerei
zuwandte, noch ein wenig nach fremden
Vorbildern gerichtet, und wie er schließlich
zu dem selbstherrlichen und freien Lichtmaler
geworden ist, den seine reifen Werke zeigen,
jene sonnendurchflimmerten Familienbilderaus
seinem Starnberger Heim zum Beispiel, die
auch keinen Gedanken an die Körperlichkeit
der Oelfarbe und an die zähe Mühe des malerischen
Handwerks mehr aufkommen lassen,
sondern sich auftun, wie die licht- und luft-
umflossene Wirklichkeit selbst. Und zu verstehen
, wie das Gegenständliche bei Uhde
immer wieder tiefe, symbolische Bedeutung
hat für sein künstlerisches Wollen, wie das
Licht ihm Religion in ganz besonderem Sinne
wird! Daß Meister Uhdes umfangreichstes
Spätwerk, das große Altarblatt für Zwickau,
den Titel führt „Ein Licht leuchtet in der
Finsternis", eine Apotheose des Lichts in
religiösem und malerischem Sinne, das ist
wohl kein Zufall und hat wenigstens eine
hohe sinnbildliche Bedeutung.

Nicht lange nach jener Ausstellung brachten
die Monatshefte von Velhagen & Klasing
außerordentlich wertvolle Aufzeichnungen
über einen Besuch bei Uhde, während dessen
der Meister sich merkwürdig klar und schön
über sein Werden und seine Ziele aussprach,
ganz in dem oben angedeuteten Sinne. Das
Interview ist ein menschlich-künstlerisches
Dokument von höchstem Reiz für jeden, der
das Werden eines Bildwerkes und einer künstlerischen
Persönlichkeit verstehen lernen will.

Und es bestätigt prächtig, was immer wieder von
Kunstforschern vergessen zu werden pflegt: daß
dieses Werden in der Regel ein gar nicht so
komplizierter Vorgang ist. Was da hinterher
dem Künstler in sein Werk hineingedeutet wird,
ist oft einfältig und lächerlich genug. Und mancher
unserer selbstsicheren Kunstgesetzgeber
von heute, die so genau wissen, was der Maler
soll und darf, wird recht Wesentliches für seine
Kunstanschauung überhaupt ausUhdes schlichten
Sätzen lernen können. Dieser erzählte:
„Als ich so in die Moderne hineinkam, respektive
aus dem Schwarzen heraus ins Licht,
als ich von der ewigen braunen Ateliertunke
losstrebte, da habe ich gedacht: etwas muß
dabei sein, was die Leute innerlich packt, sonst
kann man ja mit seinen Bildern keinen Hund
hinter dem Ofen hervorlocken. Ich wollte nicht
bloß Naturstudien geben, ich suchte Inhalt;
sonst sind, dachte ich, ja die Bilder schon
von Haus aus langweilig. Die Impressionisten
wollen nur eine neue malerische Formel. Ich
suchte so was, wie Seele. So ist das erste
Bild dieser Art entstanden: „Lasset die Kindlein
zu mir kommen," im Winter 1883/84:
aus dem Drang etwas mehr geben zu wollen,
als bloße Abschrift der Natur. Ich war damals
gerade bei der Kindermalerei, die mich mehr
erfreute, als die Studien an Erwachsenen.
(Siehe „Die Kinder von Zandvoort", „Modelle
", Abb. S. 4 und 8.) Ich wollte auch
den Kindern etwas mehr geben. Hatte wohl
mal gesehen, wie die Kinder an einen Geistlichen
herangetreten — das habe ich benutzt.

2


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_17_1908/0020