Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 17. Band.1908
Seite: 10
(PDF, 165 MB)
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Varia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Public Domain Mark 1.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_17_1908/0028
-=^43g> FRITZ VON UHDE <^=^

Charakterisierungsmitteln ist oft unendlich
gering. Auf den ganzen historisch biblischen
Apparat fast hat er verzichtet. Auf seinen Bildern
sind nur Gestalten aus dem Volke in
schlichter, fast dürftiger Natürlichkeit, und
gegen jeden anderen Prunk, als den einer guten
Malerei, hat er eine schamhafte Abneigung.
So hat er die herkömmlichen bunten Farben
der biblischen Gewänder immer verschmäht.
Auch seinen „Drei Königen" (Abb. S. 19)
gibt er keine fürstlichen Gebärden, und mit
recht wenig fürstlicher Pracht sind sie angetan.
Als er zuerst mit dieser Darstellungsweise
auftrat, die ja ein wenig so in der Zeit lag
und gleichzeitig auch von Liebermann, Eduard
v. Gebhardt, Ernst Zimmermann -f- u. a. akzeptiert
worden war, da sah die Menge zunächst
wohl darin das besondere Kennzeichen Uhde-
scher Kunst. Es gab Leute genug, die das
nicht nur merkwürdig, sondern auch komisch,
nicht nur häßlich, sondern auch lästerlich
fanden. Sie lächelten über die derben Stiefel

seiner Kindlein vor Christus und über die getupften
und karierten Kleider der Hörerinnen
auf seiner Bergpredigt, über seine Jünger und
Apostel, die so gar nicht die herkömmlichen
würdigen Heiligenköpfe aufhatten. Und sie
sahen wohl auch darin die Absicht, zu verblüffen
. Nun, wer von ihnen die letzte große
Uhde-Ausstellung auch nur mit einigem Verständnis
angesehen hat, mußte doch wohl verstehen
lernen, daß jene Besonderheit schlechthin
untrennbar ist von Uhdes malerischer
Art, daß der Mann, der seine Menschen so
wahr, einfach und ernst malte, sie unmöglich
in biblischen Maskenkostümen, wie verkleidete
Oberammergauer darstellen konnte. Nicht
nur, daß es sein zielbewußtes Streben war,
uns die evangelischen Geschichten zeitlos und
allgemein menschlich umzudeuten, den ewigen
Kern herauszulösen, der bleiben wird, wenn
eine aufgeklärte Menschheit längst gelernt
hat, das Wesen des Christentums von seinen
Symbolen zu trennen — auch seine künst-

F. VON UHDE

KOMM, HERR JESUS, SEI UNSER GAST (1887)

10


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_17_1908/0028