http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_17_1908/0035
-*=4=ö> FRITZ VON UHDE
ders das eine (1893), das schlechthin den Titel
„Der Schauspieler" (Abb. S. 13) führt, darf
einen allerersten Platz unter den Porträts
unserer Zeit beanspruchen. Mit gleicher Prägnanz
ist nicht oft eine Persönlichkeit, mit gleicher
Eindringlichkeit nicht oft ein Zustand geschildert
worden, wie hier in dem Konterfei
eines mit gesammelter Aufmerksamkeit von
seinem Gegenstand ganz hingenommenen,
memorierenden Schauspielers! Zuletzt entstanden
jene Gruppenbilder von des Malers
Töchtern im Garten oder beim Lampenschimmer
in ihrem Heim, in denen Uhde rein
malerisch vielleicht sein Höchstes gegeben
hat (s. die Abbildungen im J. 1898/99, S. 228,
234, 235, J. 1899/90, S. 351, 367 etc.). Hier
verschwindet der Gegenstand ganz hinter der
Meisterschaft der Darstellung, hier macht nicht
mehr das Licht die Körper schön, sondern die
Körper sind da, um die Schönheit des Lichtes
zu zeigen. Spielender, flimmernder Sonnenschein
in einem Garten, wohliger Lampen-
und Christbaumkerzenschimmer in einerStube,
Licht und Friede — das ist das Problem. Man
versteht von diesen Bildern, was Fritz v. Uhde
mit dem Satze sagen wollte: „Vielleicht wäre
eine Kunst, die, ohne Christus zu geben, doch
religiös wäre, größer und hätte noch tiefere
Werte! Vielleicht, wenn man noch tiefer
hineingegangen wäre ins Lichtproblem, daß
man die Gestalt des Heilandes selbst doch
hätte entbehren können."
Ja: diesem Künstler ist der Kultus des
Lichtes die Kunst selbst; mehr als die Kunst:
Religion, Weltanschauung!
GEDANKEN ÜBER KUNST
Die Natur verwahrt ihr Bestes fest versiegelt,
bis es mit Ehrfurcht angeschaut wird. Dem Maler,
der sie ehrt, wird sie im Gesicht des Bettlers auf
der Straße eine Offenbarung auftun; aber in der
Arbeit des Malers, der sie verändert, wird die Portia
unedel, Perdita reizlos werden. Ruskin
*
Die Malerei ist die Aufzeichnung eines Wechselgespräches
zwischen der Seele und der Natur. Sie
ist ein Versuch, sich mit der Natur zu verständigen,
ihre Sprache zu verstehen. In jeder Form, in jedem
Ding liegt ein Geist verborgen, der mit uns zu reden
verlangt: das ist der notwendige Inhalt des Kunstwerks
. W. Steinhausen
*
Die ehrliche Kritik darf sich an alles wagen;
Sache der Dinge ist es, sie auszuhalten. Vor dem
Absoluten verstummt die Kritik von selbst, weil sie
da an ihrer natürlichen Grenze angelangt ist.
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