Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 17. Band.1908
Seite: 28
(PDF, 165 MB)
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Varia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Public Domain Mark 1.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_17_1908/0052
„seiner unbegrenzten Bewunderung, als er beobachtete
, wie Sargent malte". Die Einfachheit
seines Stils bringt es mit sich, daß viele seine
Werke als unfertig bezeichnen. Dieses starke
Betonen des Hauptsächlichen verwirrt den
Alltagsmenschen; er erinnert sich nicht, daß
schon immer alle großen Maler, jeder auf
seine Art, dasselbe getan haben. Whistler
erreichte mit andern Mitteln die gleiche
Wirkung, aber beide, Whistler und Sargent,
haben in ihren Werken dem Essentiellen in
gleicher Weise gehuldigt; sie haben nur gesagt
, was sie sagen wollten, mithin ist ihr
Werk beendet (ein Strich mehr oder einer
weniger würde es unvollständig machen) und es
ist ihnen gelungen, die größte aller Schwierigkeiten
zu überwinden, über welche Delacroix
sein berühmtes Wort prägte, „daß das fertige
Werk den Geist der Skizze beibehalten sollte".

Sargent ist noch ein verhältnismäßig junger
Mann, — er ist 1856 in Florenz als Sohn
amerikanischer Eltern geboren — und bei der
Betrachtung seines Werkes fühlt man, so groß
auch das bisher von diesem mächtigen Arbeiter
Geschaffene ist, daß er immer an sich weiter
arbeitet, daß er immer zu neuen Problemen
und neuen Aufgaben schreitet und die Grenzen
seiner Kunst erweitert. Wie viele bedeutende

Künstler unserer Tage haben schon vor Jahren
ihr scheinbar letztes Wort gesagt! Ueber ihre
Werke ist es schon heute möglich, ein abschließendes
Urteil zu bilden; auf Sargent
trifft dies nicht zu. Wer hätte, selbst unter
seinen intimsten Freunden, voraussagen können
, daß er imstande war, die mächtigen Wandgemälde
der Boston Library zu ersinnen und
zur Vollendung zu führen? (Abb. S. 46).

Zola sagte 1867 in seinem Essay über Manet,
„daß es eine delikate Arbeit ist, Stück für
Stück die Persönlichkeit eines Künstlers zu
zeichnen. Eine solche Aufgabe ist immer
schwierig, und kann nur dann wahrheitsgetreu
und vollständig gelöst werden, wenn es sich
um einen handelt, der sein Werk abgeschlossen
hat, der schon das gegeben hat, was
man von seinem Talent erwarten kann. Die
Analyse muß den ganzen Mann ins Auge
fassen können; man studiert ihn unter Berücksichtigung
zwar aller seiner Fähigkeiten,
aber man zeichnet sein Bild, ohne zu befürchten
, sich irgendwelche Einzelheiten entgehen
zu lassen."

Und so findet man auch bei Sargent, daß
es unmöglich ist, eine einigermaßen abschließende
Analyse seines Werkes zu geben.
Es gab Zeiten, in denen man fühlte, daß

28


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_17_1908/0052