Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 17. Band.1908
Seite: 30
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JOHN S. SARGENT

COVENTRY PATMORE

alles, was er bis dahin gefertigt hatte, nichts
weiter war, als eine Art mächtiger Improvisation
, bevor er zu dem vollen Bewußtsein
dessen kam, wozu ihn sein Talent befähigte.
Man sagt: „Der Stil macht den Mann", aber
bei diesem Künstler trifft dies nicht ganz zu.
Der Stil ist vorhanden, aber er erhält, während
er sich mit den Anforderungen stets neuer
Aufgaben abfinden muß, fortwährend neue
Impulse und damit neue Wege, sich zu betätigen
. Man sollte annehmen, daß es nicht
möglich sei, zum Beispiel eine gegenständlich
absolut neue Fassung der Kreuzigung zu ersinnen
, eines Themas, das wohl als das am
meisten behandelte bezeichnet werden darf.
Daß es doch möglich ist, hat Sargent durch
seine Kreuzigung bewiesen, die einen Teil
der Wandgemälde für die Boston Library bildet
. Der gekreuzigte Christus ist mit einem
weißen Band umwunden, das auch die zu
beiden Seiten des Kreuzes knieenden Figuren

Adams und der Eva umschlingt und mit ihr
verbindet; jede dieser Figuren hält einen
Kelch, um die Blutstropfen von den durchbohrten
Händen aufzufangen. Die Behandlung
des Nebensächlichen, das der Hauptidee Nachdruck
verleihen soll, ist ergreifend, und die
ganze Darstellung macht durch ihre Originalität
, Gewalt und einfache Größe einen ungewöhnlichen
Eindruck.

Es ist überraschend zu sehen, wie Sargent
der Porträtmaler par excellence der Damen
der Gesellschaft war, während er gleichzeitig
sein großartiges, dekoratives Werk für die
Bostoner Bibliothek ausdachte und schuf. Er
konnte sich über die Betrachtung von Mode
und Weiblichkeit, von Puder und anderen
Toilettekünsten hinwegsetzen, um über die
Geschichte und das Rätsel der Anfänge des
Menschengeschlechtes nachzusinnen.

George Moore sagt in einem Essay, daß
große Künstler sich den Absonderlichkeiten

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