Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 17. Band.1908
Seite: 36
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_17_1908/0062
-sj=4^> ERINNERUNGEN AN DEN MÜNCHENER ALLOTRIA-KREIS <^=^

Lacht mir ein Mund vom Küssen rot

Wohl unter dem blinkenden Flieder!

Grundsätze brachtest du zu mir,

Wo sind sie nun geblieben?

Ich sagte offenherzig dir,

Mein Grundsatz ist zu lieben.

Wo Tugend gegen Liebe ficht,

Muß Liebe immer siegen;

Drum tröste dich und weine nicht,

Du mußtest unterliegen."
So sang er in der Blüte seines Lebens.

„Bayersdorfer sagt, die Lyrik von mir ischt
guet, aber die Prosa taugt nix."

Damit meinte er seinen Künstlerroman, der
immer in embryonischem Zustand blieb. Er
wollte aber an ihm Geld verdienen; so ging er
abends bei den Gästen in der Allotria mit Anteilscheinen
zu je 100 Mark hausieren. Selbstverständlich
kauften einige der reichen Allotrianer
dieselben, ohne eine Miene zu verziehen
. Er ermunterte auch ängstliche Gemüter
:

„Wenn einer von den Herre nicht genügend
Geld habe sollte, so könne sich zwei oder
mehrere z'sammetun, — i nehm's a so."

Wie ein Cerberus packte er jeden an, der
zum erstenmal die Räume der Allotria betrat.
Ob der Neuling wollte oder nicht: Er mußte
mit ihm „um eine Fläsch Mühle fahre". Er gewann
nämlich immer und hatte auf diese Weise
für jeden Abend sein Quantum Wein bei der
Hand. Die wenigen Male, daß er einen Stärkeren
fand, war er viele Stunden mißmutig, aber
um die „Fläsch" kam der Sieger dennoch nicht.

Er war in der Wahl seiner Eltern nicht
vorsichtig gewesen: „Sey du froh, daß dei'
Vater Gerbermeischter war, der meinige war
Professor, drum han i a nix."

So manches Mal steckten ihm seine Mietsleute
einen Taler in die frischgewichsten
Stiefel. Aus seiner Kindheit konnte er sich
entsinnen, daß er dem Uhland in Tübingen
einen Schneeball in die Ueberziehertasche geworfen
hatte.

Außer der Allotria hatten alle ihre Stammtische
in bestimmten Gastwirtschaften der
Stadt. Sie verteilten sich auf diese, wie die
gegenseitige Sympathie sie zusammenführte.

Ein Hauptlager — gewissermaßen die Allotria
im kleinen — war die Veltliner in der
Schillerstraße. Hier hingen stattliche Oelge-
mälde an den Wänden: Tauschartikel für genossenen
Wein. Da saßen sie dann lachend
und schwatzend zusammen: der Stäbli, der
Bayersdorfer, der Schwabenmaier, der Sachse
Arthur Langhammer, Emele, ein Badenser,

JOHN S. SARGENT

DER MALER PAUL HELLEU

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