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-^4^> ERINNERUNGEN AN DEN MÜNCHENER ALLOTRIA-KREIS <^=^
der seinen Namen mit Akzenten auf den „E's"
auf eigene Faust verschönt hatte und andere
mehr.
Unter den Tischen und in der Küche trieb
Hipp sein Wesen, der Hund Langhammers.
Ein zottiger gelber Scherenschleifer, dessen
Stolz war, ohne Schwanz auf die Welt gekommen
zu sein. Wie ein Bär trottete er
einher; all sein Mienenspiel lag in seinem
Gesicht, was viel mehr ausdrückte als bei
seinen Kameraden Gesicht, Ohren undSchwanz
zusammen.
Feigund klug warer. Außer auf seinen Streifzügen
aus Privatvergnügen, gehorchteerseinem
Herrn und den anderen Onkels aufs Wort.
„Hipp, geh mit dem Onkel So und So!"
befahl ihm Langhammer, wenn er allein sein
wollte, und er ging.
„Dreh den Kopf nach links" und er tat
es, sobald er Modell stehen mußte. Nur mit
leisem Wimmern und flehenden Augen bat
er um Pausen, wenn's ihm zu lang schien.
In der Küche der Veltliner hatte er die
Geliebte seines Herzens: eine schwarze Katze.
Zwischen Furcht und Verlangen wie das
Spinnenmännchen forschte er nach Genüssen
auf Hundeart, um dann vor der Fauchenden
eiligst zu entwischen.
Er ist schon lange dahin. Eine eingerahmte
Locke mit blauer Seide gebunden, hing zu
seinem Gedächtnis an der Wand beim Stammtisch
.
Langhammer war das mauvais sujet der
Gesellschaft. Man sah es seinen großen kugelrunden
Augen an, wer zum Verulken an die
Reihe kommen sollte.
Als nun Emele seinen jüngeren Bruder,
der sich aus Baden zum Besuch eingefunden
hatte, in die Veltliner mitbrachte und ihn der
Korona vorgestellt hatte, arbeitete es in Langhammer
, und er kam mit der Frage heraus:
„Herr Emele, schreibt sich Ihr Bruder auch
mit dem accent aigu hinten?"
Die Antwort des Errötenden war:
„Ach! Was wollen Sie, so 'n junger
Mensch."--
Er muß übrigens ein umständlicher, gewissenhafter
Herr gewesen sein.
Er fing wohl eine Erzählung an:
„ Es war im Jahre neunundsechzig; der Kürze
wegen lasse ich achtzehnhundert aus" ; — oder
er fragte einen aristokratischen Maler:
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