Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 17. Band.1908
Seite: 40
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^=4^> ERINNERUNGEN AN DEN MÜNCHENER ALLOTRIA-KERIS <^=^

Stäbli lächelte meistens nur jeden freundlich
an und beschränkte sich auf die Phrase:
„By Gott, der Wi ischt guat" —; war er besonders
aufgelegt, sang er das traurige Lied
vom unglücklichen „Schwalangär" (Chevau-
leger). Seitdem ihn der Prinzregent zum
Professor ernannt
hatte, trug er eine
weiße Krawatte
und weiße Weste,
beide Sachen hielt
er peinlich sauber.

Einstmals trafen
die Freunde zu
einem Ausflug auf
dem Bahnhof zusammen
. Als letzter
kam Stäbli an,
unter dem einen
Arm eine eingewickelte
Flasche,
das war selbstverständlich
, aber in
der Linken hielt
er wie ein Blumenbukett
eine Düte.

„Staab, was
hascht da in der
Hand?" fragte
Schwabenmaier.
„Hier han i Rot-
win und weischt,
wenn i son Trilli-
lio in der Hand hab
un eppas auf d'
West tropft, dann
han i hier Salz und
das streu i drauf."
Da war das Gusch-
tävle schon ein anderer
Kerl, dem
konnten die Kleider
am Leib aussehen
wie sie wollten
und beim Schlafengehen
am frühen
Morgen war
es ihm erst recht
wurscht, wie sie
sich gruppierten.
Er war auf ein
Schloß am Bodensee
geladen und da er sich den nächsten Tag um
12 Uhr immer noch nicht sehen ließ, trat der
besorgte Gastfreund in die unverschlossene
Stube. Da lag alles wie Kraut und Rüben auf dem
Boden. Kopfschüttelnd hob der Mann jedes
Stück auf und legte die Sachen auf den Stuhl.

i ? im

J. S. SARGENT

Schwabenmaier erwachte, was er durch ein
Geräusch kundtat und dabei ein Bein aus
der warmen Umhüllung emporstreckte. Blinzelnd
hörte er die Vorwürfe des andern, dann
erwiderte er: „Weg'n so'n lumpigtes Gräfle
wie du ändert der Guschtav Schwabemaier

noch lang net seine
Gewohnheite."

Sprach's und
wich von dem Lager
, gleichgültig,
ob das „Gräfle"
seinen einfachen
Herrichtungen für
den Tag bei wohnen
wollte,oderes doch
vorzog, zu verschwinden
.

Das Leben, so
sie führten, war
nicht dazu angetan,
lange zu währen.
Der Wechsel in
Entbehrungen und
Ueberfluß, selten
genügendes Essen
und immer unmäßiges
Trinken
schwächten doch
schon in den vierziger
Lebensjahren
ihre Widerstandskraft
. Ich glaube,
Stäbli starb zuerst.

Stäbli zog sich
in den letzten Jahren
des öfteren in
ein Krankenhaus
zurück, um seinen
Körper von der
allzugroßen Anhäufung
von Alkoholsubstanz
und
deren Folgen zu
befreien. War er
auf solche Weise
von Zeit zu Zeit
für seine Freunde
unsichtbar, pflegte
wohl Schwabenmaier
zu sagen:
„Der Staab hat
wieder die Reblaus." Stäbli selbst nannte
es nach der neumodischen Krankheit zwar
zögernd, aber doch bestimmt: die Influenza,
sein blauroter Kopf wurde bei dieser Notlüge
noch farbiger.

Einmal schon war er bei dem Tode haar-

MISS ELLEN TERRY ALS LADY MACBETH

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