Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 17. Band.1908
Seite: 49
(PDF, 165 MB)
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Varia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Public Domain Mark 1.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_17_1908/0079
W. VON DIEZ

SELBSTBILDNIS

WILHELM VON DIEZ

Von Fritz v. Ostini

Im Lenbach-Saale desMünchenerGlaspalastes,
einem Raum, dessen Maße und Schmuck zu
anspruchsvoll sind für diese intime Kunst und
dessen Anlage das reichliche Licht nicht hergibt
, das jene braucht, ist eine Ausstellung
von Werken des am 25. Februar 1907 verstorbenen
Meisters Wilhelm von Diez zu
sehen. Sie ist reichhaltig, wertvoll und enthält
manches, was auch die Kenner und Freunde
des Malers als neu überraschen und fesseln
wird, aber — es ist nicht so einfach, zu sagen,
woran das liegt! — es fehlt ihr die rechte
Stimmung. Man muß sich hineinarbeiten. Man
empfindet nicht schon bei flüchtigem Besuch
das Wesen des Künstlers, das Herbfrische,
Derbfreudige, Robustgesunde, das sich in Diez
mit der liebevollsten Innigkeit der Ausführung
paarte. Vielleicht gehört er überhaupt zu jenen
Malern, von denen uns ein halbes Dutzend
guter Bilder mehr sagt, als ein halbes Hundert
, weil uns die Masse hindert, die Kostbarkeit
der einzelnen Arbeit auszugenießen.
Ein paar schöne Schmuckstücke gewähren ja

auch feinere Augenweide als das ganze Warenlager
eines Juwelenhändlers zusammen.

Um die Meisterschaft von Wilhelm Diez zu
würdigen, muß man ins Kleine gehen. Nicht
mit der Lupe, aber mit hellen Augen! Was
Franz von Lenbach als den „Reiz der Tafel"
pries, jenes delikate Durcharbeiten der Malfläche
, das jedem Eckchen eines Bildes auch
sein Teil künstlerischen Zaubers sichert, jenes
Email des Farbenauftrags, das sie heute als
„kunstgewerbliche Fertigkeit" geringschätzen,
und das uns doch an den Tafeln der alten
Deutschen und Holländer immer wieder zur
Bewunderung zwingt, besaß auch Diez, ja
vielleicht mehr als ein Zweiter in unseren
Tagen. Und noch einiges recht Erhebliche
dazu. Meister minutiöser Ausführung haben
und hatten wir in München genug. Aber an
Diez fesselte das Temperament, die Kraft, die
Fülle inneren Lebens noch viel mehr als die
Geschicklichkeit, die man sich schließlich „ersitzen
" kann. Er hatte was zu sagen und sagte
es in einer originellen und kernigen Sprache,

Die Kunst für Alle XXIII. 3. 1. November 1907

49

7


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_17_1908/0079