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DIE DEUTSCH-NATIONALE KUNSTAUSSTELLUNG DÜSSELDORF 1907
Aber dagegen, daß einzelne Genossenschaften
den letzten Atelierabhub für gut genug fanden,
ihn nach Düsseldorf zu schicken, um damit
ein ernsthaftes, von den Interessen weitester
Kreise getragenes Unternehmen zu diskreditieren
, dagegen muß doch auf das entschiedenste
Verwahrung eingelegt werden. Angesichts
dieses tatsächlichen Vorkommnisses
wird sich Düsseldorf fragen müssen, ob man
länger an einem System festhalten darf, dessen
Unzulänglichkeit zur Evidenz erwiesen ist, und
ob die kleinen persönlichen Vorteile, die mit
dem Massenaustausch ungesehen akzeptierter
Kunstwerke verknüpft sein mögen, das Risiko
der Herabwürdigung einer mühsam errungenen
Position aufwiegen. Wenn die Deutsch-Nationale
Kunstausstellung einen Erfolg haben kann,
so ist es der, daß sich nach ihren Erfahrungen
die Forderung einer Zentraljury nicht länger
unterdrücken läßt. Es ist einfach ein Gebot
nikolaus friedrich badendes mädch
Deutsch-Nationale Kunstausstellung, Düsseldorf
der Gerechtigkeit den Gruppen gegenüber, die
es mit der Vertretung der Interessen ihrer
Mitglieder wirklich ernst meinen, daß alle Einsendungen
mit gleichem Maße gemessen werden.
Düsseldorf hat sich alle Mühe gegeben, vorteilhaft
auf das Gesamtbild der Ausstellung
einzuwirken, aber bei all seinen Anstrengungen
haben wir doch keine tief eingreifende Tat
vor uns, die den Zusammenhang des künstlerischen
Schaffens im Gleichtakte mit dem
Pulsschlage der Zeit nur ein wenig schärfer
verdeutlichen könnte, auch nicht Einzelleistungen
bietet uns die Ausstellung, die sich
dem Gedächtnisse als ein köstliches Erlebnis
unvergeßlich einprägen — nichts von alledem;
aber mit einer braven, tüchtigen Arbeit haben
wir zu rechnen und schließlich mit einem recht
annehmbaren Verkaufsresultat. Das aber kann
nicht allein das erstrebenswerte Ziel einer
Veranstaltung sein, die Unsummen von Kraft
und Geld erfordert; wäre es da nicht
an der Zeit, endlich einmal mit den auf
nichtssagenden, bequemen Verträgen beruhenden
Gewohnheiten aufzuräumen
und frische Luft durch die weiten Säle
der Kunstpaläste wehen zu lassen?
Unser Ausstellungswesen bedarf dringend
einer Reformierung; die unabweisbare
Zulassungsforderung liegt nach den
Erfahrungen aller Ausstellungsunternehmungen
offen zutage: Entweder gar
keinejury, d. h. wahllose Annahme nach
dem Maße des zur Verfügung stehenden
Platzes oder Zentraljury und lokale
Hängekommission mit dem alleinigen
Rechte der Bestimmung des Gesamtbildes
der Ausstellung.
Das Arrangement der Ausstellung war
auch in diesem Jahre wieder so getroffen
, daß den Düsseldorfern eine Anzahl
Säle reserviert blieb; daran reihten
sich die Säle der auswärtigen Korporationen
, die etwa zwei Drittel des ganzen
Kunstpalastes einnahmen. Die auswärtige
Plastik hatte im großen Saale
und im Ehrenhofe Platz gefunden, einzelne
Werke in den Sälen der zugehörigen
Gruppen. Natürlich hat man auch
den Versuch gemacht, durch Einzelveranstaltungen
gewisse reizvolle Ruhepunkte
zu schaffen, so mit leidlichem
Erfolg durch eine lenbach-Ausstellung,
mit besserem durch ein von Alt- und
ein greiner-Kabinett und endlich mit
vollem Gelingen durch eine großartige
Aquarell-Ausstellung, die ohne Frage
den Erfolg des Unternehmens gerettet
hat. Auch Baukunst und Kunstgewerbe
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