Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 17. Band.1908
Seite: 78
(PDF, 165 MB)
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DIE DEUTSCH-NATIONALE KUNSTAUSSTELLUNG DÜSSELDORF 1907

Der Meister hat außer einer Studie zur Bergpredigt
für die Friedenskirche in Düsseldorf
(Abb. S. 81) ein neues Tafelbild gebracht,
„Johannes der Täufer im Kerker" (Abb. S. 86),
ein Werk von ergreifendem Eindrucke durch
die Tiefe und Feinheit der psychologischen
Verarbeitung. Louis Feldmann hat sein „Gethsemane
" auf einen
ernsten, schwermütigen
Ton gestimmt;
Heinrich Nüttgens'
„Grablegung" weist
einen überraschend
guten Farbenakkord
auf, während sein Madonnenbild
eine zwar
traditionelle, aber farbige
Grundstimmung
hat. — Neue Wege
schlägt Robert Seuf-
fert ein. Seine Stationsbilderzeugen
von
völligem Bruch mit
der überlieferten Heiligenmalerei
. Vereinfachung
der Linienführung
und großzügige
, dekorative
Flächenverteilung,das
sind die Mittel, mit
denen er seine realistisch
aufgefaßten
Figuren den kirchlichen
Zwecken anzupassen
sucht.

Bei den zahlreichen
Figurenbildern ringen
Interieur und Staffage
um die Vorhand; nur
in vereinzelten Fällen
wird die gute, alte Genremalerei
gestreift,
die auf der Ausstellung
durch den kürzlich
verstorbenen Fa-
gerlin und durch
Karl Mücke im besten
Sinne repräsentiert
wird. — Als neue

Erscheinung ist Hubert Ritzenhofen zu
begrüßen, der eben nach absolviertem Studium
die Akademie verläßt. Er bringt ein
Bild „Am weißen Sonntag" genannt, auf
dem man eine Prozession weißgekleideter Mädchen
in holder Unschuld daherziehen sieht.
Dieses hervorragende Erstlingswerk ist die
Schöpfung eines echten Künstlers, der sich in
glückseliger Einfalt offene Sinne für die greifbare
Poesie des bürgerlichen Lebens bewahrt
hat, der durch dieLauterkeit seines Empfindens
auch demabseitsStehendenzum Herzen spricht.
Die gleiche kindliche Unbefangenheit finden
wir auch bei Karl Plückebaum, dem köstlichen
Märchenerzähler. Von ihmistdiesmalnur
eine kleine „Flucht nach Aegypten" zu sehen.

Der seit Jahren in
Rom weilende Otto
Sohn-Rethel hat ein
mit sorgsamster Feinheit
durchgeführtes
Werk „Madonnina"
geschickt. Schmurr
will diesmal im Format
das überholen,
was er sonst indelikat
gestimmten Bildern
gegeben hat (Abb.
S. 77). Angermeyer
trifft mit gutem Geschmack
wie immer
den richtigen Ton,
vornehmlich bei den
„Kindern auf der
Treppe". Ein eigenes
Gebiet hat Heinr.
Reifferscheid bemeistert
, das Mittelstandsmilieu
. Die philiströse
Nüchternheit
der Mietswohnung
schildert er in ganz
köstlicher Weise, weiß
ihr aber doch durch
die tiefe Glut seines
farbigen Vortrages
Reize abzugewinnen.
Wie Peter Philippi
die Spießbürgersphäre
zu zeichnen weiß, ist
bekannt. Auf einer
nur wenige Hand breiten
Fläche erzählt er
wieder allerhand Beschauliches
und Erbauliches
und führt
uns mitten hinein in
die von Wohlanständigkeit
und Biederkeit triefende Welt des Kräh-
winklers. Ein ähnlicher, versonnener Plauderer
ist Adolf Schönnenbeck, nur möchte man
wünschen, daß er endlich einmal etwas anderes
erzählte, als die ewige Geschichte vom
alten Manne am Kanonenofen. Eigenartig
scheint sich auch Walter Heimig zu entwickeln
, der auf Silhouettenwirkung und dezente
Vertonung losgeht. Natürlich ist auch

E. SCHMIDT-KESTNER SCHREITENDES MÄDCHEN

Verlag der Neuen Photographischen Gesellschaft, Berlin

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