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-s5=4^> DIE DEUTSCHE KUNSTAUSSTELLUNG IN KÖLN <^Mp-
recht, was von der Ausstellung im allgemeinen
gesagt wurde: nicht das Neueste bekam man
hier zu sehen, aber fast ausschließlich gute
und reife Kunst, von all' den B. Becker,
borchardt, georgi, haider, hayek, h.
v. Heyden, R. Kaiser, W. L. Lehmann, Pie-
pho, Pietzsch, Putz, Samberger, Schramm,
Stadler usw. Dann ein paar meisterlich
reife Damenporträts, in raffinierter Malerei,
von Habermann, dazu sein großes Familienbild
in der interessanten Komposition. Von
Erler-Samaden den lustigen, pfeifenden „Taugenichts
" ; eine ganze Anzahl Pastelle (Bühne
und Demimonde) von Lichtenberger. Einige
weitere schöne Werke sind hier abgebildet.
So „Der Brief" von Strobentz (Abb. untenstehend
), brillant in der duftigen Malerei der
schleierhaft zarten rosaGewandfalten. Ein liebes
Bild ist das „Mädchen in Weiß" von F. Erler,
(siehe unser Titelbild), malerisch reizvoll durch
die Behandlung des Interieurlichtes, des weißen
Kleiderstoffes und des durch die Schranktüren
blinkenden weißen Geschirrs; die schwarze
Gürtelschleife und das dunkle Haar geben
fritz strobentz
Deutsche Kunstausstellung, Köln
angenehme Gegensätze, und zu dem gelblichen
, etwas südländischen Teint das blaugeblümte
Sofa, auf dessen Seitenlehne das
Mädchen sitzt. — Der Lorbeerkranz unter
dem Bilde von Ph. Klein erinnert an den
jähen Tod des Künstlers. Es ist eine süperbe
Malerei, dieses „Junge Mädchen in schwarzem
Samtjackett" (Abb. S. 108), das Interieurlicht
sowohl als die Stoffe (zumal der Samt)
und das Fleisch, und die vornehmen, auf
Schwarz und Hellgelb gestimmten Töne.
Von den übrigen, den süd- und mitteldeutschen
Künstlern seien hier einige bekannte
nur mit Namen genannt: so G. Altheim
, Bergmann, Butler, Carlos Grethe,
Haueisen, Holzel, Schönleber, Steinhausen
, W. Trübner. Pankok hatte ein gutes
Porträt da und eine entzückend gemalte Landschaft
, die an Sisley denken ließ. O. W.
Röderstein das im Ton gut gehaltene Bildnis
eines Herrn, eines sehr schönen Herrn.
Emil Schneider zwei sicher charakterisierte
Bildnisse, die in der weichen Malerei dem
späteren Leibi nahestehen. R. Weise eine
Landschaft mit sehr guter schumm-
riger Luft und ein in Malerei und
Auffassung vornehmes Damenporträt
. Eins der schönsten Stilleben
ist auch wieder eine „Uhr", von
B. May. Beecke, der interessante
junge Straßburger, hatte einige sehr
erfreuliche, in Farbenauftrag und
Pinselführung ebenso leichte und
freie wie kräftige Bilder gesandt;
namentlich das Damenporträt zeugt
von zunehmender Ausreifung. Der
hier abgebildete „Waldbach" von
Dill (Abb. S. 107) ist das schönste
seiner hier ausgestellten Bilder und
zeigt alle Schönheiten dieses Stils:
die Einheit des Tons, die Großzügigkeit
des Sehens und die dekorative
Wirksamkeit. Pforr's
„Spielendes Kind" (Abb. S. 109)
ist ein entzückend malerisches Bildchen
; weich und harmonisch sind
die an sich stark kontrastierenden
Farben gegeneinander und gegen
den grünen Grund gesetzt: der
blonde Schädel, das rosa Jäckchen
und der dunkelviolette Rock. Unter
den Bildern von Fehr erschien als
das beste „Die Trinker" (Abb.
S. 117), eine Malerei von altmeisterlicher
Reife; die Charakteristik der
aus tiefschwarzem Grunde aufleuchtenden
Gesichter bis aufs
Letzte, doch nicht kleinlich durch-
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