http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_17_1908/0142
-^^> DIE DEUTSCHE KUNSTAUSSTELLUNG IN KÖLN <^=^
Zartviolett) gibt die Abbildung freilich nicht. Wirtschaft „Zum dude Gänsge". Und die subtile
Das „Blonde Mädchen" von Zwintscher (Abb. Tonmalerei des Landschafters te Peerdt war
S. 104) zeigt ein blasses kränkliches Gesicht in zwei köstlichen Beispielen vertreten. Schon
mit großen grauen Augen; sehr delikat lösen aus der Abbildung des „Märzschnee" (S. 101)
die aschblonden Locken sich vom Goldgrunde. erkennt man Qualität und Stimmungsgehalt
Eines der interessantesten und eindrucksvoll- dieser Winterbilder von M. Clarenbach, die
sten Bilder, eines
der wenigen auch,
die nicht ohne
weiteres zu gemessen
sind, ist die
Kreuzabnahme von
Thorn - Prikker,
Krefeld. Heiß
ringt dieser Künstler
mit dem Engel,
auf daß er ihn segne
und ihn lasse gelangen
zum hohen
Monumentalstil,
den wir verloren.
Diese herben Linien
freilich passen
so garnichtin einen
Ausstellungsraum
— sie schreien förmlich
nach hohen
Hallen und Wänden
düsteren Kirchen
.
Endlich Düsseldorf
. Schier vollzählig
waren seine
Künstler auf dem
Plan erschienen,
die neueren und die
jüngsten: Die Bö-
ninger, deusser,
Hardt, Nikutows-
ki, Ophey, Reusing
, schneider-
Didam, Westendorp
usw. Schönnenbeck
zeigte einen
prachtvollen
alten Bauern; Alfred
Sohn-Re-
thel ein Damenporträt
und ein paar
entzückende farbige
Zeichnungen
(Abb. S. 103). Liesegang war mit stimmungsvollen
Herbstlandschaften vertreten, Junghanns
mit zwei wundervoll saftig und tonig
gemalten Ziegenbildern. Schreuer mit einem
Paar seiner flott hingemalten, von momentaner
Bewegung sprühenden, lustigen und lebendigen
Bilder; das feinste, das Interieur der Markt-
HUGO KAUFMANN
Deutsche Kunstausstellung, Köln
äußerst delikat gemalte
Schneeluft
undlockereSchnee-
decke. Abererkann
auch noch anderes,
wie sein Bild „ Altwasser
" dartut, mit
dem über feuchten
Sommerwiesen lagernden
Dunst des
stillen frühen Morgens
. Alsein Neuer
stellt sich Julius
Bretz vor,mit innig
empfundenen, sympathischen
Landschaften
.
Wennam Schlüsse
dieses Berichtes
der Plastik ein
verhältnismäßig
kleiner Raum zugewiesen
wird, so
geschieht das nicht,
weil's nun mal so
üblich ist, sondern
aus dem Grunde,
weil diese Kunstgattung
auch auf
der Kölner Ausstellung
eine relativ
geringe Rolle
spielte. Aeußere
Umstände wirkten
hier mit — der
„ Abteilungschef ",
Wrba, erkrankte
plötzlich und in
letzter Stunde trat
Kraus an seine
Stelle —, mehr
aber noch trug die
Tatsache Schuld,
daß die moderne
deutsche Plastik
auch in ihren Leistungen hinter der Malerei
zurücksteht, aus Gründen, die wir alle kennen
und beklagen. Immerhin, es entstehen
doch noch Werke, wie Klimsch's großartige
Posadowski-Büste, oder der „Normännische
Fischer" von Alex. Oppler (s. J. 1903/04,
S. 454), Werke deren monumentale Größe
DAVID
106
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_17_1908/0142