Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 17. Band.1908
Seite: 113
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-ö^> DAS BILD IM ZIMMER

man stets eine erhabene Grablegung oder eine
charakteristische Schilderung vor Augen haben,
die den ganzen Menschen fordern. Ist es doch
der Fall, so gewöhnt man sich nur zu bald, über
das Bedeutende obenhin zu sehen, und darunter
leidet das Verhältnis zum Kunstwerk überhaupt
. Viel besser steht es im Raum mit
guten Landschaftsbildern; diese erfrischen
immer wegen der Neutralität ihres Sujets.
Die persönlichste, zur höchsten Vollkommenheit
geführte Darstellung bestätigt eine Wahrheit
und Schönheit, woran sich immer neu
das Lebensgefühl entzündet. Ein Blick auf
gute Landschaftsbilder belebt das Gespräch
und macht die Unterhaltung anmutiger, ohne
daß diese doch zu ernsthaft für eine gesellige
Unterhaltung wird. Doch muß eine bestimmte
Grenze innegehalten werden. Es gibt Künstler
, vor allem Nutzkünstler, die das Prinzip
verkünden, ein Bild im Zimmer dürfe nur
dekorativ wirken, das heißt: nur äußerliches
Ornament sein, das dem Auge wohlgefällt.
Diese pflegen ihren Paneelen Flächen für
dekorative Wandbilder, die sich an die Farben

des Holzes und der Tapete anschließen, einzufügen
. So harmonisch, wie solche immer
etwas flüchtig gemalten Bilder — meistens
Landschaften — im Raum wirken, so leicht
werden sie auch langweilig, weil sie nicht
aus einer Lebensidee, die sich stets erneuert,
sondern nur aus einer artistisch-formalistischen
Idee, die sich leicht abstumpft, geboren sind.
Für Vorzimmer oder Warteräume, die einem
wechselnden Publikum zu vorübergehendem
Aufenthalt dienen, ist dieses Prinzip verwendbar
; im Wohnzimmer aber sollte man mehr
verlangen als einen koloristischen Reiz auf
Grund eines Landschaftsmotives.

Nichts sollte persönlicher sein als der Bilderschmuck
einerWohnung. Wenn ich in fremdem
Hause ein Zimmer betrete und die Ausstattung
belehrt mich nicht, mit wem ich es zu tun
habe — wie es wohl geschehen kann, weil
die Mietswohnung das Individuelle oft bis zur
Unkenntlichkeit verwischt —, so erfahre ich
es sicher von den Bildern. Von einem Bilde
noch nicht; denn wer hat heute etwa nicht
eine Reproduktion nach Böcklin im Zimmer!

LUDWIG DETTMANN

Deutsche Kunstausstellung, Köln

FRIESISCHE MÄDCHEN

Die Kunst für Alle XXI11

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