Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 17. Band.1908
Seite: 120
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_17_1908/0156
VON AUSSTELLUNGEN — VERMISCHTES PERSONAL-NACHRICHTEN

paradiesischen Eindruck. Es ist zu hoffen, daß die
endgültige Entscheidung der Kommission es sich
diesmal nicht, wie öfter schon, entgehen läßt, der
Oeffentlichkeit das Werk eines wahren Künstlers zu
schenken. — Gegenüber dem letzten Salon nimmt
diesmal das Porträt einen großen Raum ein. Vor
allem ragt ein düsteres Mannesporträt, Lucien Simon,
von Charles Cottet hervor; dann Blanche, der
Pariser, mit dem Bilde des Thomas Hardy und
Austen-Brown (London) mit einer lieblichen Mädchengestalt
. Auflallend in der kühnen, aber liebenswürdigen
Realistik sind zwei Frauenakte von Caro-
Delvaille (Paris). — Rein landschaftlich sind von
Interesse die »Terrasse« des Spaniers Rusinol, sowie
die zärtlich poetischen flandrischen Dörfer von
de Gouve de Nunques. Raffaelli's (Paris) »Vil-
lage sur la colline« und sein »jour de marche« sind
einzig in der Manier seiner Staffage, die perspektivisch
sehr klein und ferngerückt, außerordentlich
klar umrissen wirkt. — Die Marine steht im Vordergrund
durch ein wuchtiges Seestück »Gewitter« von
Mesdag (Haag), ein feines Aquarell des jungen
Holländers Gerard Bal, durch die großzügige,
Einsamkeitsgefühle weckende See von Marguerite
Verboekhoven und Marcette's (Brüssel) fein
zerblasenen, durchsichtigen Wolken und Wellen. -
Dem Andenken des im Vorjahre in Geistesumnachtung
dahingegangenen Theo Verstraete ist ein
ganzer Saal gewidmet. Baertsoen's (Gent) schnee-
beladene »Fabrikstadt« ist typisch flämische, geschätzte
Kunst; Cassiers' (Brüssel) wohlbekannte
Hollandbilder wirken durch etwas veränderte Technik
überraschend neu. — Deutschland ist nur durch
Arthur und Eugen Kampf (Düsseldorf), allerdings
sehr gut, vertreten. — England ist neben dem Hervorragendsten
der Ausstellung durch feine Landschaften
von Stevenson Macauley (Schottland)
und Alex. Robinson würdig repräsentiert. — Holland
ist durch Willi Sluiter, Zilckens, Spanien
u. a. durch Lopez Mesquita, Mestres Bovrell,
Acosta Rodriguez Anglada vertreten. In
der Sektion Skulptur finden wir manchen Nacheiferer
von Meunier, Rodin und Bartholome. Belgien hat
eine Reihe tüchtiger Porträtbildhauer: Samuel, Du-
bois, Devreese, Rombaux, Huygelen u. a.
Marcel Wolfers und Victor de Haen pflegen
heroische Gruppenentwürfe. Anthones »Diana«
und »Mädchen mit Lilie« sind edel empfunden. Der
Männerakt »Rätsel« von Kosabouro Takeishi, dem
von seiner Regierung zum Studieren europäischer
Kunst subventionierten Japaner, ist interessant durch
Anklänge an seine Heimatkunst. Victor Rousseau's
ideale, in ihrem Typus einem vergangenen Jahrhundert
angehörige Gestaltungen sind in ihrer Innigkeit
und Vornehmheit des Ausdrucks unvergänglich.

Hedwig Neter

CTUTTGART. Innerhalb des Künstlerbundes hat
^ sich seit kurzem die „Radierer - Vereinigung
Künstlerbund1' gegründet. Sie besteht vorläufig aus
zwölf jüngeren Künstlern und ist im Kunstverein
mit einer guten Kollektivausstellung vor die Oeffentlichkeit
getreten. Der Vorsitzende ist A. Eckener,
der in dieser Ausstellung mit einigen malerischen
Blättern vertreten ist; auch unter den Radierungen
von H. Aulhorn, A. Faure, B. Goldschmitt,
G. Lebrecht, W. Legler, F. Mutzenbecher,
Nikolaus, O. Obier, E. Schlipf, P. Staelin ist
manche ansprechende Arbeit. Zugleich hat B. Goldschmitt
eine große Anzahl stilisierter und mit Deckfarben
gemalter Landschaften ausgestellt, die trotz
mancher poetischer Einzelheiten in der Darstellung
landschaftlicher Formen nicht immer einwandfrei
sind. h. t.

VERMISCHTES

r\ÜSSELDORF. Der Ausschuß für die 1908 hier
stattfindende Ausstellung christlicher Kunst versendet
einen Plan, dem wir als Ergänzung früherer
von uns gebrachter Notizen Folgendes entnehmen:
Die Ausstellung zerfällt in eine retrospektive und
moderne Abteilung. Der ersteren werden als Unterabteilungen
eine Auswahl von Abgüssen der hervorragendsten
plastischen Denkmäler des Mittelalters
aus Rheinland und Westfalen, sowie eine Sammlung
farbiger Originalaufnahmen von monumentalen mittelalterlichen
Wandmalereien angegliedert. In dieser
retrospektiven wie auch in der modernen Abteilung
sollen alle Zweige der bildenden Kunst, also sowohl
Malerei und Plastik wie auch Architektur und Kunstgewerbe
berücksichtigt werden; in der modernen
Abteilung sollen außer der Schwarzweiß-Kunst auch
die vervielfältigenden Künste gezeigt werden, also
das Beste von dem, was der Kunstmarkt an Reproduktionen
bietet. Die Ausstellung, die von Anfang
August bis Mitte Oktober stattfinden soll, wird interkonfessionell
sein; soweit möglich, soll auch das
Ausland zugelassen werden.

ÜNCHEN. Unsere Stadt hat wieder einen neuen
Zierbrunnen erhalten. An dem heimlichen lauschigen
Winkel zwischen Kanalstraße und Isartorplatz
mit im Hintergrunde hochaufragenden Häusern
von Hocheder, erhebt sich in der Form einer schlanken
Säule, die mit einer Bronzefigur bekrönt ist,
Karl Killer's Fortunabrunnen. Solche schön ausgestaltete
Brunnenstöcke mit steinernem Wassertroge
sind für derlei Plätze wie geschaffen. Die
große Figur, die als Abschluß des Brunnenstockes
gedacht ist, ist auf Fernwirkung hingearbeitet, worauf
auch die Größenverhältnisse, etwa drei Meter,
berechnet sind. Ungemein dekorativ wirken die vier
Wassernixen mit Fischen in den Händen, die Masken
und Wasserspeier. Das Spiel des Wassers gestaltet
sich infolgedessen äußerst reizvoll und mannigfaltig
. Will man sich am Können des Künstlers
erfreuen, muß man neben den schönen Bronzebildern
seine Aufmerksamkeit auch dem großen
achteckigen, aus prächtigem roten Marmor gefertigten
Bassin zuwenden. Die Wandungen schmücken
Reliefbilder, Darstellungen jener uralten und doch
ewig neuen Beziehungen der Tiere und Menschen
zum Wasser.

PERSONAL-NACHRICHTEN

pvRESDEN. Geheimrat Professor Dr. Max Lehrs,
*^ der Direktor des Berliner Kupferstichkabinetts,
übernimmt wieder die Leitung des hiesigen Kupferstichkabinetts
, die er vor drei Jahren mit der Berliner
vertauscht hatte.

A ACHEN. Dem kürzlich als Dozent für Model-
Heren und Bossieren an die hiesige Technische
Hochschule berufenen Bildhauer Mathias Streicher
wurde der Professortitel verliehen.

pvRESDEN. Eduard Cichorius f. Hier ist am
16. Oktober der Kunstmaler Eduard Cichorius,
ein geborener Leipziger, im Alter von 88 Jahren
gestorben. Die Dresdner Galerie verdankt ihm
einige wertvolle Gemälde von Ludwig Richter, mit
dem er gut befreundet war. Er hinterläßt eine
reiche Sammlung von Handzeichnungen, namentlich
von Ludwig Richter, Schnorr v. Carolsfeld, Cornelius
und Peschel.

Redaktionsschluß: 29. Oktober 1907 Ausgabe: 14. November 1907

Für die Redaktion verantwortlich: F. Schwartz
Verlagsanstalt F. Bruckmann A.-G — Druck von Alphons Bruckmann. — Sämtlich in München


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