Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 17. Band.1908
Seite: 129
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-sM^> FRANCISCO DE GOYA ~(^^

S. 128) faßt er mit der ganzen innigen Feindschaft
des Familiengefühls, er charakterisiert
ihn scharf und lieblos, aber aus dem Porträt
dieses unliebenswürdigen Menschen macht
er ein Wunder durch den Ton, auf den er
es gestimmt hat, ein lichtviolettes Grau mit
silbern schimmernden Reflexen.

Vor dem Porträt der Familie Karl IV. (Abb.
S. 131) begreift man nicht, daß Goya Hofmaler
war; diesen König und sein Geschlecht
muß der Herr mit Blindheit geschlagen haben,
daß sie nicht inne wurden, wie ihr Hofmaler
sie verhöhnte. Mit einer Schadenfreude, die
an Roheit grenzt, wies er sie seinen Zeitgenossen
: Seht, das ist euer König, so sieht
eure Gegenwart aus und jener dort, der Kronprinz
, das ist eure Zukunft! Wen müßte
angesichts dieser Königin und dieser Männer
nicht ein Grauen beschleichen, sollte er denken,
das Schicksal seines Vaterlandes läge in ihren
Händen, und müßte nicht auch jeder, dem
die Geschichte Spaniens jener Jahre ganz unbekannt
wäre, aus den Gesichtszügen dieser

Herrscher, in die der Maler ungescheut die
ganze Beschränktheit und Niedertracht ihrer
Naturen gelegt hat, die Geschicke des unglücklichen
Landes herauslesen können? Wie
ein unerbittlicher Henker brandmarkt der
Künstler hier ein ganzes Geschlecht vor der
Nachwelt, aber er hat sein Urteil in einer
Schönheit vorgetragen, daß im Anblick des
Originals das entzückte Auge über der leuchtenden
Pracht dieser schillernden Stoffe, dieser
funkelnden Juwelen, der blühenden Lebendigkeit
des Inkarnats, über der koloristischen
Leistung des Malers die Dargestellten völlig
vergißt.

Daß Goya kein Akademiker war, verkündet
Zeichnung und Farbe dieses Gemäldes laut
genug, am deutlichsten verrät es aber die
völlige Gleichgültigkeit des Künstlers gegen
die Komposition. Er läßt die Herrschaften
in Reih und Glied aufmarschieren, sie kaum
unter einander in Beziehung setzend, ganz
„wie eine Krämerfamilie, die das große Los
gewonnen hat", der Ausdruck der Köpfe, die

F. GOYA

RIESE

Die Kunst für Alle XXIII.

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