Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 17. Band.1908
Seite: 137
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-^4^> WIENER AUSSTELLUNGEN <^=^

merung getauchte »Nokturn o« und die beiden Knaben -
akte, die von Künstlern besonders hoch gewertet
sind usw.! Eine Reihe von Bildnissen, zum Teil
aus Ausstellungen schon rühmlichst bekannt, hing
dazwischen — eines der gelungensten war in seiner
Schlichtheit das der Frau von Pannwitz, das Lenbach
einst besonders gerühmt hat. Merkwürdig fesselnd
ist immer das Menschliche an diesen Bildern bei
aller Anspruchslosigkeit des Sichgebens, fesselnd,
obwohl M. v. Kurowski fast eine Vorliebe für Gesichter
hatte, die man so im Alltag »nicht schön«
heißt und obwohl alle in der denkbar schlichtesten
Stellung dargestellt sind und kaum eine Darstellung
die kleinste anekdotische Pointe hat. Hinter dieser
Kunst steckt ein in seinem Seelenleben unendlich
reicher Mensch. Zwei schöne Bilder von Margarete
von Kurowski gingen jüngst in den Besitz des bayerischen
Staates über, das schwermütige »Mädchen am
Zaun« und »Mädchen mit Teetassen«.

WIENER AUSSTELLUNGEN

VV7IEN. Sonst war erst mit dem November der
»Saisonbeginn« für die Ausstellungen gegeben,
deren Eröffnung sich ungefähr gleichzeitig vollzog
. Heuer wetteiferten die Vereinigungen darin,
einander zuvorzukommen; nur die Secession, mit
der Renovierung ihres Gebäudes beschäftigt, hält
noch zurück, wohl auch, um mit gesammelter
Kraft aufzutreten, zumal die aus ihr geschiedene
sogenannte Klimt-Gruppe das längst erwartete
Debüt ankündigt. Alle diese taktischen
und strategischen Pläne kann die erzherzogliche
Sammlung der Albertina entbehren, da
sie unbekümmert um den Tageslärm ihr gesichertes
Besitztum wahlweise vorführen darf.
Aus ihren Schätzen an Handzeichnungen holte
sie jetzt das Beste für eine Porträt-Ausstellung
, die einen unvergleichlichen Genuß alter
und neuer Kunst bietet, von den italienischen
Quattrocentisten durch alle Länder und Jahrhunderte
bis zu den modernen deutschen
Meistern. Ist dies wahrhaft eine Galerie der
intimsten malerischen Kunst, so vermittelt
das Künstlerhaus die Kenntnis eines echt monumentalen
Werkes der Bildhauerei wenigstens
im Gipsabguß, der von Paris aus die
Europareise macht: das Totendenkmal von
Bartholome triumphiert hier dermaßen, daß
die Originalplastiken und gar die Gemälde des
Künstlers daneben eine Einbuße an Wirkung
erleiden. Noch drei Sonderausstellungen sind
unter demselben Dache zu sehen. Mehrere
Säle wurden zum Gedächtnis des heuer verstorbenen
Wiener Landschafters L. E. Petro-
vits mit seinen Werken gefüllt, deren trockene
und genaue Sachlichkeit in allen Dingen einem
umsomehr zum Bewußtsein kommt, als ihnen
Gemälde von Charles Palmie (München)
benachbart sind, die mit äußerster Helligkeit
das kribbelige Weben der Atmosphäre in der
Stadt und im Hochgebirge wiedergeben. Ein
malender Orientalist hat A. L. Mielich eine
österreichische Entdeckerfahrt nach der Wüste
Arabiens mitgemacht und in den Ruinen des
Schlosses Amra die für die Kunstgeschichte
und für die Kenntnis ferner Kulturen wichtigen
Fresken kopiert. Seinem objektiven Bericht
gesellte er eine Anzahl feiner Schilderungen
landschaftlichen und ethnographischen
Charakters. — Im Hagenbund überwiegen diesmal
die auswärtigen, ihm Verbündeten, über die f. goya

einheimischen Mitglieder; sie müssen auch für den
Berichterstatter zugunsten einer späteren Gelegenheit
zurückstehen, die sie am Ziel wird besser würdigen
lassen als jetzt, da sie mit frischem Bestreben dahin
unterwegs sind oder nur Bestätigungen des schon
Geleisteten bringen. Ihnen hat sich J. V. Krämer
angeschlossen, von der »Secession« her bekannt,
ebenso wie Otto Bruenauer und Franziska
Esser-Reijnier, der stärkste Zuzug aber kam von
den Slaven. Da sind zwei Krakauer bemerkenswert
, Jan Bulas mit seinen intensiven Studien
nach Blumenwiesen und Georg Merkel als energischer
Figurenmaler, dessen Porträte vornehmlich
zeichnerische Qualitäten aufweisen. Dann die Tschechen
: Anton Slavicek, der in einer Schar von
Skizzen nur den impressionistischen Farbenfleck
wertet und in größeren Bildern nicht minder treffsicher
ist, der ausgezeichnete Radierer Franz Simon
(Paris),auch in Farben das Großstadttreiben meisternd;
Ludwig Vacatko hat in breit und flüssig heruntergemalten
männlichen Akten nach Szenen aus dem
Leben der Ringkämpfer gegriffen ; ferner sind Honsa,
Stretti und Kalvoda zu nennen. Doch auch
Deutschböhmen ist vertreten, durch die bald lyrischen
, bald epigrammatischen Illustrationen von
Ferdinand Staeger (Prag) und durch die farbigen
Radierungen, Holzschnitte und Monotypien von Ferdinand
Michl (Paris), der unter Japans und der
Franzosen Einfluß zu einer eigenen karikaturisti-

der gesandte guillemardlt

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