Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 17. Band.1908
Seite: 159
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-ö=4^> DER KONSERVATOR

Schlecht beleuchtet, entgingen sie auch gewöhnlich
den wenigen wirklichen Kennern,
die Verbesserungen und Zutaten deckte eine
diskrete braune Sauce, der Galerieton, die
gemeiniglich als ein wesentliches Attribut der
alten Meister galt. Es wird wenige Galerien
geben, in welchen nicht in solcher Weise an dem
alten Bestände gesündigt wurde; selten aber
scheint die Verschönerung so systematisch
betrieben worden zu sein wie von dem Kölner
Konservator Ramboux, dessen „Neubearbeitung
" der Kölner Malerschule erst vor
wenigen Jahren aufgedeckt wurde. Die Restauratoren
, welche die Bilder vor ihrer Neuaufstellung
zu prüfen und instand zu setzen
hatten, wohlgeschulte und gewissenhafte Leute,
machten bei der vorsichtigen Entfernung trübgewordenen
Firnisses die seltsamsten Entdeckungen
. Unter einem
flachen Goldnimbus kam
ein reichgepunzter mit
Inschriften und Ornamenten
zum Vorscheine,
hinter einem einfachen
braunen Samtrocke eine
reichgestickte Schaube,
hinter einem roten Beine
ein blaues usw. An Stelle
der schweren trüben Farben
traten die glanzvollen
Töne eines sonnendurchfluteten
Kirchenfensters
. Aber mit diesen
Ueberraschungen war es
nicht abgetan. Ein berühmter
Düsseldorfer
Maler, der so oft zu den
Füßen der Alten gesessen
, rief voll Entsetzen
in die Welt, das heißt
nach Berlin hinaus: „Die
Kölner Schule existiert
nicht mehr, sie ist ruiniert
! Ich erkenne die Ly-
versberger Passion nicht
wieder!" Und ein bekannter
Gemäldehändler,
der sich auf dem Umwege
über den Meerschaumwarenhandel
zu
dem mit Skulpturen und
Gemälden sowie natürlich
zum Kunstkenner
entwickelt hatte, veranstaltete
in seinen Salons
vorgeladenen Gästen bei
Champagnerund Austern
eine Trauerkundgebung.

„Wehe, wehe!" scholl es klagend durch die
Reihen, „Kölns edelste Blüte, der Stolz seines
Museums ist dahin!" Der Kollege vom Kunstgewerbe
zerdrückte eine Träne in seinem
Auge. . . .

Man kam von allen Seiten, um sich die
Ruinen der Kölner Schule anzusehen, wie
man vor einigen Jahren nach Venedig kam,
um die Trümmer des Campanile zu beweinen.
Auch allerlei Kommissionen kamen, von sachverständigen
Malern, Juristen und Architekten,
vom Minister selbst gesandt. Und sie gingen
wieder von dannen, still und in sich gekehrt,
denn einige, die es wirklich wissen konnten,
hatten ihnen gesagt: „Kehret heim, ihr Herren,
und meldet, es wäre nichts gewesen."

Tatsächlich genügt bei einem Gemälde
manchmal eine Lokalveränderung, ein Wechsel

edmund hellmer

j. e. schindler-denkmal
im wiener stadtpark « «

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