Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 17. Band.1908
Seite: 160
(PDF, 165 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_17_1908/0204
-^^> DER KONSERVATOR

in der Beleuchtung, um die Farben ganz
anders erscheinen zu lassen. Die Entfernung
schlechten, trübe gewordenen Firnisses kann
unter Umständen geradezu verblüffend wirken.
Die Überraschung der Leute, welche Jahrzehnte
lang gewohnt waren, die alten Kölner
in Schmutz, schlechtem Seitenlicht, durch
dreiste Uebermalungen entstellt zu sehen, war
daher erklärlich. Sie war nicht geringer als
die der Münchener, als ihnen der Paum-
gärtnersche Altar eines Tages ohne die Uebermalungen
des königl. bayerischen Hofmalers
J. G. Fischer aus dem Anfange des 17. Jahrhunderts
vorgeführt wurde. Aber wie damals
namentlich die Maler mit dem Unrat zugleich
den mystischen Reiz des Alten beeinträchtigt
glaubten, warfen diesmal einzelne Stimmen
dem Konservator vor, daß er der historischen
Treue einen wenn auch unrichtigen, so doch
liebgewordenen Eindruck geopfert hätte.

Die Kunstgeschichte ist in den Augen
Fernerstehender häufig nicht viel mehr als
ein anmutiges, anregendes Spiel mit der
Schönheit. Die Annehmlichkeiten des Studiums

EDMUND HELLMER

HUGO WOLF-DENKMAL AUF DEM
WIENER ZENTRALFRIEDHOF « «

und Berufes locken gar manchen Philologen,
Juristen, Maler, Zeichenlehrer, Architekten
zum Umsatteln, wobei ihnen gewisse „leichte"

— nicht bloß schweizerische und amerikanische

— Universitäten entgegenkommen, welche
den Doktorhut unter Umständen auch ohne
das lästige Maturitätsexamen verleihen. Die
Kunstgeschichte gilt als vornehmes Studium,
bei dem man sich nicht allzusehr plagt, in
ein bevorzugtes Verhältnis zu den Professoren
tritt und Gelegenheit erlangt, sein Geld
auf Studienreisen in nobler Weise los zu
werden. Daß sich ihm neuererzeit die Söhne
der Geldaristokratie gerne zuwenden, hängt
außerdem mit der Vorliebe zum Sammeln
alter Kunstgegenständezusammen. Ein Berliner
Geheimrat hat einmal in dem offiziellen Moni-
teur der Berliner Museen, der Scherischen
„Woche", für das vornehme Studium eine
besondere Begabung jenem ältesten und
reinsten aller Kulturvölker zugesprochen, das
den Typus des siebenarmigen Leuchters geschaffen
hat. Vermutlich hat dessen Sterilität
im praktischen Kunstschaffen ähnliche Gründe
wie die Berlins, wo auch die Kunsthistorie

und Kennerschaft blühen, während die
Künste nicht blühen. Andere sind
geneigt, diese vermeintliche Begabung
auf das in der Form verfeinerte Interesse
an alten Sachen, das frühere Generationen
geschäftlich betätigten, zurückzuführen
.

Daß sich die Lust zum Studium der
Kunstgeschichte oft erst in reiferen
Jahren regt, ist heutzutage, wo die Berufswahl
freier ist als in früheren Zeiten
, ebensowenig überraschend, wie der
Uebertritt von Offizieren, Gelehrten,
Kaufleuten zur Künstlerschaft. Mein
verehrter Lehrer, Hofrat von Eitelberger
in Wien, pflegte scherzhaft die Juristen
als die besten Kunsthistoriker zu bezeichnen
. Er dachte dabei zunächst an
sich, denn auch er hatte als Jurist begonnen
, um auf dem Umwege über die
Orientalistik bei der Kunstgeschichte zu
landen, die er bei niemand anderem
lernen konnte, weil sie auf Universitäten
noch nicht vertreten war. Aber
auch an Schnaase, den Düsseldorfer
Appellationsgerichtsrat, dachte er und an
Reichensperger, der gleichsfalls eine
juristische Stelle mit einem ähnlich kurzen
und wohlklingenden Titel bekleidete,
an verschiedene Wiener Ministerialbe-
amte, die zuerst der heimatlichen Kunstforschung
sich zuwandten und mit ihm
jene Kommission zum Schutze alter

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