http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_17_1908/0206
-g^5> DER KONSERVATOR -C^^
Kunstdenkmäler schufen, welche das Vorbild
für reichsdeutsche Einrichtungen geworden ist.
Vermutlich hatten die Juristen damals noch
mehr Zeit und dachten nicht wie jener preußische
Amtsrichter, der aufgefordert, seine
Arbeitszeit zu verlängern, um den Aktenberg
von Rückständen früher aus der Welt zu
schaffen, zur Antwort gab, er habe in seinem
Leben noch nicht Nachmittags gearbeitet und
wolle sich dies auf seine alten Tage nicht
mehr antun.
Wer Kunstgeschichte studiert, muß sich
mit einer tüchtigen Dosis von Idealismus
wappnen, denn seine Aussichten auf eine
Anstellung an einem Museum, auf erfolgreiche
akademische Karriere sind ziemlich
gering. Wenn auch immer mehr neue Museen
gegründet, Lehrstühle errichtet werden, hat
er mit großer, immer steigender Konkurrenz
zu rechnen und leider auch mit einem Protektionswesen
, das sich kaum in einem anderen
Berufszweige so empfindlich geltend macht.
Da im Publikum noch immer über die Anforderungen
an einen Museumsbeamten sehr
unklare Begriffe herrschen, gelten vage Schöngeisterei
, dilettantische Mal versuche, Reisen
etc. manchmal für genügend, um einem Zeichenlehrer
, Architekten, Offizier oder Erzieher a. D.
die Obhut über ein Museum anzuvertrauen.
Leider wird dieser Unfug von Berlin aus
gefördert, indem dort Leute verschiedener
Berufsstände, selbst solche, die nie ein kunstgeschichtliches
Kolleg gehört haben, als Volontäre
zugelassen und nach einiger Zeit als
Assistenten oder gar als Leiter an Provinzmuseen
abgeschoben werden. In den Hauptstädten
selbst behält man sie nur in Ausnahmefällen
, man wählt dort, wie bei Staatsund
Provinzialanstellungen überhaupt, seine
Leute ziemlich sorgfältig und behandelt sie
gut. Bei dem strenge durchgeführten System
der Arbeitsteilung hat keiner so leicht über
Ueberbürdung zu klagen und bleibt von erniedrigenden
administrativen Anforderungen
verschont. Die Rücksicht auf gründliche
wissenschaftliche Durcharbeitung einer amtlichen
Aufgabe geht hier über alle anderen
Bedenken. Freilich gibt es auch Ausnahmen,
wie jenen Direktor, der seinen zahlreichen
Nebenämtern und Repräsentationspflichten mit
edler Grandezza nachkommen kann, seitdem
er seinen Assistenten, wie er mit menschen-
EDMUND HELL M ER GOETHEDENKMAL AN DER RINGSTRASSE IN WIEN
162
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_17_1908/0206